Zu Gast in Indien – Teil 1

Neben dem geschäftlichen Umgang mit Indern wird es auch zahlreiche Situationen auf Ihrer Geschäftsreise geben, in der Sie als Privatperson in Indien auftreten werden. In Indien, einem Land, in dem eine persönliche Beziehung eine wichtige Rolle spielt, wird es wahrscheinlich auch zu einer persönlichen Einladung kommen. In unseren Blogbeiträgen der kommenden Wochen erfahren Sie, was Sie beachten müssen, wenn Sie in Indien bei Ihrem Geschäftspartner zu Gast sind. Im ersten Teil unserer dreiteiligen Reihe möchten wir Ihnen zunächst einige generelle Hinweise zum „Gast-Sein“ geben.

Bevor Sie das Haus Ihres indischen Gastgebers betreten, wird von Ihnen erwartet, dass Sie vor der Haustür die Schuhe ausziehen. Sie gehen dann entweder barfuß oder in Socken in die Wohnräume. Die Schuhe ausziehen sollten Sie übrigens auch bei einem Tempelbesuch oder beim Betreten eines fremden Büros.

Wenn Sie einen Hindu das erste Mal besuchen, könnte zu Ihren Ehren sogar eine besondere hinduistische Empfangszeremonie abgehalten werden. Dabei bekommen Sie zuInterkulturelles Training Indien, Begrüßung, zu Gast sein Beginn dieses religiösen Rituals vom Gastgeber eine Blumenkette umgehängt. Die Hausherrin wird Sie danach mit einem Tablett in den Händen begrüßen. Darauf befinden sich traditionell eine Flamme, Blumen, Reiskörner und ein Gefäß mit Puder. Das Tablett schwenkt die Inderin mehrmals kreisförmig vor Ihnen auf und ab. Danach benutzt sie das Puder, um Ihnen das Tilaka [ein Segenszeichen] auf die Stirn zu tupfen. So sollen böse Geister abgewehrt und Sie als Gast im indischen Heim herzlich empfangen werden.

Verspätungen sind normal

Werden Sie von einem Inder nach Hause eingeladen, gelten solche Einladungen in der Regel für 19 Uhr. Indische Gäste verspäten sich dabei allerdings häufig um eine bis anderthalb Stunden. Das Essen wird meist erst gegen 22.30 Uhr serviert. So bleibt davor noch ausreichend Zeit, um sich mit den Gästen und Gastgebern ausführlich zu unterhalten. Schließen Sie sich den Unterhaltungen an! Denn nach dem Essen sitzt man in Indien zum Reden meist nicht mehr beisammen.

Nach der Mahlzeit endet die Einladung recht abrupt und ohne viele Floskeln: Es wird abgeräumt und die Gäste gehen nach Hause. Lassen Sie sich nicht davon schocken! Denn schließlich haben Sie sich bereits vor dem Hauptgang ausgiebig mit den anderen Gästen unterhalten. Verabschieden Sie sich daher relativ zügig nach dem Essen; allerdings nicht, ohne sich bei Ihren Gastgebern zu bedanken: für die Einladung, für den schönen Abend und bei der indischen Hausfrau für das Essen.

Und im Restaurant?

Sollten Sie von Ihrem indischen Geschäftspartner zum Essen jedoch in ein Restaurant eingeladen werden, wird er in der Regel nicht gemeinsam mit seiner Frau kommen, auch wenn die Familie der westlichen Kultur gegenüber aufgeschlossen ist. Auch Sie sollten nur mit Ihrer Familie kommen, wenn es ausdrücklich gesagt wird! Wenn Sie selbst einladen und wollen, dass Ihr Gast seine Ehefrau und Kinder mitbringt, sagen Sie dies ausdrücklich. Akzeptieren Sie dabei auch, wenn ein Inder seine Familie partout nicht mitbringen möchte.

Im nächsten Beitrag werden wir Sie über das Thema „Gastgeschenke in Indien“ informieren.

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu Indien

Weitere wichtige Informationen aus dem Bereich Doing Business in Indien, wie z. B. Verhandlungs- und Meetings-Management, erhalten Sie durch unser Interkulturelles Training Indien.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Indien.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelle Trainings und das Zielland Indien

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89

5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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