Die Wahrheit über die Finanzkrise

Über die weltweite Finanzkrise wird/wurde viel geschrieben. Wir decken die schlimmsten Fehlinformationen auf, zeigen die hohe Mitschuld der BRD und präsentieren zudem eine mögliche Lösung!

Thema 1: Wer von einer Schuldenkrise spricht, hat den Kern des Problems nicht erkannt!

Zunächst einmal sollte an dieser Stelle bemerkt werden, dass der Begriff „Schuldenkrise“, den man sehr oft in Berichten oder Artikeln liest, eigentlich falsch bzw. irreführend ist. Sobald ich von einer Schuldenkrise spreche, erwecke ich damit automatisch den Eindruck, dass die Krise aufgrund von Schulden entstanden ist. Genau genommen sage ich damit sogar: Die Krise in Europa ist entstanden, weil bestimmte Länder [Irland, Griechenland, Spanien, …] zu viele Schulden haben und diese nicht mehr bezahlen können.

Der Begriff „Schuldenkrise“ ist deshalb falsch, weil der Grund für die Krise nicht die Schulden, sondern die Banken sind. Nur weil Irland, Griechenland, Spanien, … die Banken [die sich verspekuliert hatten] retten mussten, sind die horrenden Schulden entstanden und nur deshalb haben wir momentan eine Wirtschaftskrise. Viele der Länder, die momentan Schwierigkeiten haben, hatten vor 2008 sogar eine deutlich geringere Staatsverschuldung als Deutschland!!! Erst durch die Bankenrettung sind die Staatsschulden teilweise um 40 % [!!!] gestiegen.

Ergo: Wer von einer Schuldenkrise spricht, hat den Kern des Problems nicht erkannt!

Thema 2: Staatsausgaben sparen ist nicht der Schlüssel!

Viele „Problemstaaten“ Europas müssen – als Gegenleistung für Finanzhilfen – eine Schuldenbremse vereinbaren. Sprich: Die Staatsausgaben dürfen die Staatseinnahmen nicht mehr – oder nur sehr gering – übersteigen. Sogar Deutschland hat sich eine solche Schuldenbremse auferlegt [ab 2016 für den Bund und ab 2020 für alle Bundesstaaten]. Das klingt zunächst einmal sehr erstrebenswert. Schließlich kann ich – als Privatperson – auch nicht mehr ausgeben, als ich einnehme. Richtig?

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Griechenland, das oft zitierte Beispiel für schlechtes Haushalten, ist bei Weitem nicht so verantwortlich für die Krise, wie oft gedacht.

Falsch! Man darf das Vorgehen von Einzelpersonen nicht auf Staaten übertragen, denn dieses Prinzip gilt nicht auf gleiche Weise für ganze Volkswirtschaften. Aber fangen wir von vorn an: Wenn ich von mir – als Privatperson – ausgehe, dann gilt folgende Regel: Ich habe jeden Monat das gleiche Einkommen [sagen wir 1.200 Euro]. Wenn ich nun Ausgaben kürze [beispielsweise könnte ich mein Auto abmelden], dann habe ich monatlich Summe X zusätzlich zur Verfügung. Meine Einnahmen verändern sich dadurch aber nicht; ich verdiene noch immer 1.200 Euro pro Monat.

Wende ich dieses Prinzip auf ein Land – sagen wir Griechenland – an, passiert jedoch Folgendes: Der Staat kürzt seine Ausgaben [sagen wir, es werden 1.000 Lehrer entlassen]. Im Gegensatz zur Privatperson
hat diese Kürzung jedoch Auswirkungen auf die Einnahmenseite: Der Staat verliert bei den Entlassungen beispielsweise die Lohnsteuer, die er von den 1.000 Lehrern bisher eingenommen hat. Die Lehrer können zudem nicht mehr so konsumieren, wie gewohnt. Sprich: Da die Lehrer nicht mehr so viel Geld für Lebensmittel, Freizeitaktivitäten oder Konsumgüter ausgeben können, nimmt der Staat zudem noch weniger Mehrwertsteuer ein. Obendrein finden manche der 1.000 Lehrer nicht sofort einen neuen Job und bekommen deshalb Arbeitslosengeld, welches ebenfalls vom Staat bezahlt wird und die Ausgabenseite der Volkswirtschaft belastet.

Ergo: Der Staat spart Geld. Seine Einnahmen bleiben aber nicht – wie bei einem Privathaushalt – konstant, weshalb das Sparen nicht prinzipiell als positiv zu werten ist.

Dieses Beispiel funktioniert selbstverständlich auch bei anderen Staatsausgaben [Straßenbau, Renten, andere Staatsbedienstete, Steuern] auf die gleiche Art und Weise.

Ergo: Staatsausgaben sparen ist nicht der Schlüssel!

Thema 3: Bitte keine Schuldenbremse; für niemanden; niemals!

Bislang haben viele Staaten zudem anti-zyklisch investiert. Sprich, ging es der Wirtschaft eines Landes gut, wurden die Staatsausgaben reduziert. War ein Abschwung erkennbar, gibt der Staat mehr Geld aus [ein Beispiel: die deutsche Abwrackprämie]. Auf diese Weise wird die Wirtschaft eines Landes nicht allzu hart von Krisen getroffen, da der Staat Geld durch Investitionen Geld in die Wirtschaft pumpt.

Darf man nun – Schuldenbremse sei Dank – keine Schulden mehr aufnehmen, verliert der Staat ein wichtiges wirtschaftliches Gestaltungsmerkmal. Krisen würden die Wirtschaft eines Landes also wesentlich härter treffen, als dies momentan der Fall ist.

Dementsprechend ist es sehr fragwürdig, dass Krisenstaaten wie Griechenland oder Portugal ausschließlich Ausgaben kürzen dürfen. Die daraus resultierende Abwärtsdynamik [der griechische Staat spart Staatsausgaben > die Griechen haben weniger Geld zum Ausgeben > der Staat nimmt weniger ein > der Staat muss noch mehr sparen] kann man bereits jetzt beobachten. Und auch für den deutschen Staat ist die selbst auferlegte Schuldenbremse alles andere als der Heilsbringer, für den man sie hält.

Im Übrigen sind die Deutschen die treibende Kraft hinten dem Sparwillen, der anderen Staaten im Zuge des Rettungsschirms auferlegt wird.

Ergo: Bitte keine Schuldenbremse; für niemanden; niemals!

Im 2. Teil des Beitrags…

… verraten wir Ihnen unter anderem, warum Griechenland nicht böse ist und präsentieren zudem eine praktikable Lösung zur Bankenkrise!

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Die hier präsentierten Thesen sind selbstverständlich nur eine Sicht der Dinge. Dies ist mir bewusst, weshalb ich keinesfalls einen Anspruch auf Unfehlbarkeit erheben möchte. 🙂

Zudem möchte ich mich bei Holger Klein für die Anregungen zu diesem Artikel bedanken. Der dazugehörige Podcast von Herrn Klein war sehr interessant und spannend.

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Literaturtipps rund um interkulturelle Trainings

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89

5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.


Über Markus Eidam

Nach meinem insgesamt vierjährigen Aufenthalt in verschiedenen Ländern dieser Welt bin ich seit dem Jahr 2004 Geschäftsführer bei den Auslands-Experten von Eidam & Partner. In jüngeren Jahren habe ich Interkulturelle Kommunikation, Erwachsenenbildung und Psychologie studiert und mich zum Trainer, Coach und Personalfachwirt der IHK ausbilden lassen. Unser Unternehmen bietet Ihnen Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Consulting und eLearning zu 80 Zielländern.
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