Leadership im Bulgarien-Business

Erst vor wenigen Wochen fanden im vermeintlich wirtschaftlich ärmsten Land der EU Parlamentswahlen statt. Das Land am „Rande Europas“ steht deshalb thematisch im Mittelpunkt unseres heutigen Blog-Beitrags. Gern möchten wir Ihnen darin wichtige Tipps und Tricks für Ihre Managertätigkeiten vor Ort mit auf den Weg geben.

Bulgarien gilt für viele Deutsche auf den ersten Blick als Sinnbild für Tourismus, welcher sich insbesondere in Form von Badeurlaub an Gold- und Sonnenstrand vollzieht. Seit dem EU-Beitritt im Jahre 2007 haben jedoch auch immer mehr international tätige Unternehmen, z. B. aus dem Bereich IT und Automotive, vor Ort Niederlassungen gegründet. Standortvorteile für Unternehmen sind hierbei u. a. die niedrigen Steuern und Lohnkosten sowie die geografische Nähe zu weiteren Märkten in Asien.

Die landschaftliche und kulturelle Vielfalt des Schwarzmeer-Staates gilt im Tourismus als Garant für hohe Besucherzahlen. 2019 wird mit Plowdiw zudem eine Stadt in Bulgarien erstmals europäische Kulturhauptstadt sein. Kultur ist nun auch das Stichwort, welches uns im Bezug auf die Businesskontakte begleiten soll. Vordergründig gilt die Frage zu beantworten, auf welche kulturellen Besonderheiten Sie beim Kontakt zu Mitarbeitern und Kollegen aus Bulgarien unbedingt achten sollten. Dies ist insbesondere im Hinblick auf eine gute und vertrauensvolle Partnerschaft und das Thema „Führung“ von Interesse.

Sie haben die „Zügel in der Hand“

Sollten Sie in die Lage kommen, Führungsverantwortung für bulgarische Mitarbeiter zu tragen, sollten Sie sich bewusst sein, dass in Bulgarien eher ein paternalistischer Führungsstil verortet ist. Was bedeutet dies im Detail? Von Ihnen als Führungskraft wird erwartet, dass Sie organisatorisch und fachlich die „Zügel in der Hand“ haben sowie die Verantwortung für Mitarbeiter, Entscheidungen und Projekte tragen. GleFührung, Leadership, Autorität, Emotionen, Etikette, Statussymbole, Bulgarien, Interkulturelles Trainingichzeitig sind auch Hierarchien in traditionellen bulgarischen Teams deutlicher ausgeprägt als hierzulande, was bedeutet, dass Rollen, Aufgaben und Pflichten klar verteilt sind.

Als Manager sollten Sie also ein gewisses Maß an Autorität, mehr als vergleichsweise in Deutschland, ausstrahlen. Zurückhaltung und Unsicherheit würden bei Ihren bulgarischen Mitarbeitern für Verwunderung sorgen und man würde vermutlich Ihre Kompetenz in Frage stellen. Schließlich gelten Sie als Führungskraft als Leitfigur und geben Ihren Mitarbeitern nicht nur klare Arbeitsanweisungen, sondern auch Orientierung.

Emotionalität gehört zum „guten Ton“

Für die face-to-face-Kommunikation sollten Sie Folgendes unbedingt bedenken: Diese ist in Bulgarien grundsätzlich recht gefühlsbetont und wird gern durch entsprechende Gestiken untermauert. So werden positive sowie negative Emotionen häufig offener ausgelebt, als man es aus Deutschland gewohnt ist. Seien Sie also nicht allzu überrascht, wenn Ihre Mitarbeiter in Bulgarien auf Feedback gekränkt reagieren oder Sie Ihre Kollegen permanent bei intensiven und lauten Diskussionen erleben. Was für das deutsche Ohr wie Eskalation und Streit klingen mag, ist mitunter nur ein Dialog, bei dem Argumenten ein gewisser Nachdruck verliehen werden soll.

Abschließend möchten wir noch auf vier Themen aufmerksam machen, die besonders bei einer Geschäftsreise, welche Sie z. B. in die Landeshauptstadt Sofia führen könnte, nützlich sind: 

  • Apropos Auto: Sollten Sie mit einem Firmenwagen vor Ort unterwegs sein, ist Vorsicht geboten. Regeln im Straßenverkehr werden tendenziell öfter missachtet und der Fahrstil vieler Bulgaren mag riskanter als hierzulande erscheinen.
  • Die Außenwirkung für Manager ist stark durch Statussymbole [z. B. Autos entsprechender Marken] geprägt. Weiterhin ist angemessene Bekleidung, ein gepflegtes Äußeres sowie Etikette zwischen Mann und Frau [Stichwort: Tür aufhalten und in die Jacke helfen] die Basis für eine positive Atmosphäre im bulgarischen Businesskontext.
  • Etikette ist auch zu Tisch und bei Geschäftsessen ein bedeutendes Thema: Die Portionen vor Ort sind meist reichlich. Lassen Sie nach Möglichkeit immer einen kleinen Rest der Mahlzeit auf dem Teller zurück. Dies ist höflich und bedeutet, dass Sie satt geworden sind.
  • Achtung: In Bulgarien funktioniert die Gestik für Zustimmung und Ablehnung durch Kopfnicken und -schütteln entgegengesetzt. Lassen Sie sich demnach nicht durch etwaige Situationen verwirren.

Bitte beachten Sie, dass Ihnen die dargelegten Informationen lediglich als erste Orientierung dienen sollen. Passen Sie daher Ihre Handlungen und Kommunikation stets der jeweiligen Situation und Kontaktperson an.

Darf’s ein wenig mehr sein? Interkulturelle Trainings + weitere Artikel zu Bulgarien

Wir empfehlen Ihnen für weiterführende Informationen unser Interkulturelles Bulgarien-Training. Unsere Senior-Experten vermitteln Ihnen darin wichtiges Business-Know-how aus erster Hand für erfolgreiche Geschäfte vor Ort.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Bulgarien.

Literaturtipps zum Thema „Interkulturelles Training“

1 Götz, Klaus [2010]: „Interkulturelles Lernen/Interkulturelles Training [Managementkonzepte]“, München/Mering: Rainer Hampp Verlag

2 Karasjew, Michael [2014]: „Entwicklung interkultureller Kompetenz in der betrieblichen Weiterbildung: Interkulturelle Trainings und Methoden“, Norderstedt: GRIN Verlag

3 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

4 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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