Als Führungskraft in Singapur

Singapur ist eine pluralistische, multikulturelle und multiethnische Gesellschaft. Dabei ist es nicht immer einfach, den „richtigen Ton“ zu treffen. Besonders schwierig ist es, wenn Sie sich als Führungskraft in der Businesswelt bewegen und Verantwortung für Mitarbeiter tragen. Erfahren Sie in unserem heutigen Blog-Beitrag, was auf Sie zukommt.

Möchten Sie als Führungskraft erfolgreich sein, reicht es nicht aus, wenn Sie lediglich fachliches Know-how in Ihrer spezifischen Branche besitzen; zudem sollten Sie entsprechende Soft Skills mitbringen. Neben z. B. Empathie, Teamfähigkeit und Entscheidungsstärke, sollten Sie – insbesondere, wenn Sie sich in einem internationalen Setting bewegen – über die sog. Interkulturelle Kompetenz verfügen. Diese bezeichnet die Fertigkeit, mit Menschen anderer kultureller Herkunft angemessen kommunizieren und interagieren zu können und umfasst das Wissen sowie das Verständnis um deren Wertevorstellungen und Weltansichten.

Vor allem in südostasiatischen Ländern, wie Singapur, gibt es einige Dinge, auf die Sie im Zuge Ihrer Chefrolle Acht geben sollten: Wie werden Sie von Ihren singapurischen Mitarbeitern gesehen? Was wird von Ihnen erwartet? Wie kommunizieren Sie angemessen mit Ihren Mitarbeitern und wie wird Kritik in Singapur übermittelt? Auf diese Fragen wollen wir Ihnen gerne eine Antwort geben.

Sie sind der Boss!

In Singapur herrscht häufig ein bestimmtes Hierarchieverständnis sowie eine autoritäre Organisationsform, die Sie als Führungskraft unbedingt beachten sollten.

Auf der einen Seite genießen Sie als ranghöhere Person grundsätzlich mFührungskraft, Singapur, Interkulturelles Training Singapur, Führung, Hierarchieehr Autorität – Ihr Wort und Ihre Meinung haben stets mehr Gewicht. Es ist daher nicht üblich, dass ein Mitarbeiter offen eine andere Meinung als der Chef vertritt, dass er ihn kritisiert oder eine kontroverse Diskussion mit ihm führt. Auch Eigeninitiative, die auf einem selbstverantwortlicheren Handeln beruht, ist bei singapurischen Arbeitskräften tendenziell in geringerem Ausmaß zu finden.

Singapurische Mitarbeiter verhalten sich dem Vorgesetzten gegenüber meist absolut loyal, leisten Gehorsam und unterstützen ihn bedingungslos. Im Gegenzug schulden Sie als Ranghöherer Ihren Mitarbeitern Schutz, Förderung und Wohlwollen. Der Chef trägt also eine enorme Verantwortung für seine Mitarbeiter; vergleichbar wie ein Familienoberhaupt für seine Kinder.

Lesen Sie zwischen den Zeilen!

Was sollten Sie nun bei der täglichen Kommunikation mit Ihren Mitarbeitern, z. B. wenn Sie sich zum Stand eines Projektes erkundigen wollen, berücksichtigen? Die singapurische Kommunikation ist stark von Indirektheit geprägt. Das bedeutet in der Praxis, dass Fragen oft mit „Ja“ beantwortet werden, wobei damit auch „Nein“ oder „Vielleicht“ gemeint sein kann. Diese Art des Ja-Sagens wird angewandt, um negative Gefühle wie Demütigung, Ablehnung und Unwohlsein zu vermeiden. Auf diese Weise soll das Gesicht des Gegenübers gewahrt werden. Seien Sie darauf gefasst!

Wenn Sie einem Mitarbeiter etwas Negatives vermitteln müssen, gehen Sie am besten wie folgt vor: Suchen Sie nach dem geeigneten Zeitpunkt und Ort, um kritische Themen zu besprechen! Die Situation und Ihre Beziehung zu dem Mitarbeiter sollten dafür angemessen sein. Seien Sie taktvoll und diplomatisch und vermeiden Sie derartige Konfrontationen in der Öffentlichkeit; sie sollten besser unter vier Augen sprechen. Loben Sie zunächst ausführlich die Dinge, die Sie an Ihrem Mitarbeiter schätzen und kommen Sie erst danach zu dem negativen Punkt.

Formulieren Sie die negative Kritik möglichst indirekt, z. B. über Umschreibungen, Vergleiche oder Vorschläge. Manchmal reicht es auch bereits aus, dass ein Lob zu einem bestimmten Thema ausbleibt, um Ihre Unzufriedenheit auszudrücken. Hier ein kurzes Beispiel: „Ihre Arbeit hat mir gut gefallen“ – da hier nicht in den höchsten Tönen gelobt wurde [wie in Singapur üblich], deutet das „gut“ darauf hin, dass die Arbeit nicht zufriedenstellend ausgefallen ist.

Der Fokus liegt hier klar in einem harmonischen Miteinander. Lernen Sie, Ihr Feedback zu verschönen. Ein deutscher Manager, der lange Zeit in Singapur tätig war, sagte einmal treffend: „Ich muss jegliche Kritik in tolles Geschenkpapier verpacken und mit tausenden, wunderschönen Schleifen versehen.“ Zudem sollten Sie lernen, die feinen Nuancen in den Aussagen Ihrer Mitarbeiter zu erkennen, die womöglich eine negative Antwort bedeuten könnten. Versuchen Sie, zwischen den Zeilen zu lesen!

Wir haben mehr für Sie! — Interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu Singapur

Dies ist selbstverständlich nur ein kleiner Einblick in die vielfältige und bunte Kultur Singapur. Sollte Ihnen eine Entsendung nach Singapur bevorstehen oder Sie im ständigen Kontakt mit Geschäftspartnern oder Kollegen stehen, empfehlen wir Ihnen unser Interkulturelles Training.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Singapur.

Lese-Empfehlungen rund um interkulturelle Trainings und die singapurische Kultur

1 Kumbruck, Christl/Derboven, Wibke [2016]: „Interkulturelles Training: Trainingsmanual zur Förderung interkultureller Kompetenzen in der Arbeit“, Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag

2 Karasjew, Michael [2014]: „Entwicklung interkultureller Kompetenz in der betrieblichen Weiterbildung: Interkulturelle Trainings und Methoden“, Norderstedt: GRIN Verlag

3 Kainzbauer, Astrid [2002]: „Kultur im interkulturellen Training. Der Einfluss von kulturellen Unterschieden in Lehr- und Lernprozessen an den Beispielen Deutschland und Grossbritannien“, Frankfurt a. M./London: IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation.

4 Schwartz, Annika [2012]: „Interkulturelle Teams: Die Wirksamkeit interkultureller Trainings zur Verbesserung der Zusammenarbeit interkultureller Teams“, AV Akademikerverlag

5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.


Über Sophie Humpisch

Ich habe Wirtschaftskommunikation und Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz studiert. Im Zuge meiner akademischen Ausbildung war ich selbst über einen langen Zeitraum im Ausland und habe interkulturelle Unterschiede am eigenen Leib erfahren. Seit April 2014 bin ich bei Eidam & Partner für die Betreuung und Akquise neuer Fachexperten verantwortlich. Unser Unternehmen ist ein weltweiter Anbieter von Interkulturellem Training, Coaching, eLearning und Consulting für mehr als 80 Zielländer. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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