Meetings im russischen Business

Russland – ein spannender Markt mit viel Potenzial. Dennoch sind in der Vergangenheit bereits viele Projekte mit dieser Nation gescheitert. Dies lässt sich u. a. auf die besonderen russischen Geschäftsgepflogenheiten, die sich von den deutschen z. T. erheblich unterscheiden, zurückführen. Lesen Sie, worauf Sie bei Ihren geschäftlichen Kontakten vor Ort achten sollten.

Was assoziieren Sie mit Russland? Denken Sie vielleicht an das Land der langen Winter und großen Flüsse, an Wodka oder an den Prunk der Zarenpaläste? Die Russische Förderation hat noch weit mehr zu bieten, als diese offensichtlichen Dinge. Denn vieles „typisch Russische“ ist nicht immer sofort sichtbar und offenbart sich erst nach einem genaueren Blick. Dies betrifft z. B. Werte, Normen, aber auch Erwartungen an einen Menschen. Damit Sie den verborgenen Regeln der russischen Geschäftswelt nicht auf den Leim gehen, wollen wir Ihnen in unserem heutigen Blog-Beitrag ein paar nützliche Hinweise mit auf den Weg geben.

Eins vorab: In Russland sind persönliche Beziehungen und ein großes Netzwerk das A&O. Wenn Sie Erfolg haben wollen, müssen Sie Ihre Geschäftspartner zunächst persönlich kennenlernen. Mit einem Fremden werden Russen nur sehr selten Geschäfte machen, denn Unbekannten wird meist zunächst mit Skepsis begegnet. Nehmen Sie sich also Zeit, treffen Sie sich [nicht nur einmal] mit Ihrem Partner und lernen Sie sich auch auf persönlicher Ebene kennen. Nachhaltigkeit ist hier das Zauberwort!

Kommt es nun schließlich zu einem Meeting oder einer Besprechung [welches Sie mehrmals rückbestätigen lassen sollten] mit Ihrem Geschäftspartner, achten Sie dabei bitte auf die folgenden Dinge…

Das kleine Meeting 1×1

Meetings nehmen in Russland mehr Zeit in Anspruch als hierzulande. Das liegt daran, dass alle Beteiligten zunächst gewillt sind, auch in diesem formellen Rahmen eine angenehme und herzliche Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Seien Sie geduldig und lassen Sie Raum für Small Talk und private Themen [z. B. Familie, Kinder und Hobbys]. Erst im Anschluss sollte es wirklich um Ihr Business-Anliegen gehen.Meetings, Dresscode, Prestige, Hierarchie, Russland, Interkulturelles Training Russland

Wie läuft nun eine Besprechung konkret ab? Bei wichtigen Meetings erscheinen russische Geschäftspartner selten alleine, sondern bevorzugt im Team. Nichtsdestotrotz liegt der Hauptredeanteil meist bei der hierarchisch höchsten Person. Es ist auch durchaus möglich, dass einige Anwesende in der Besprechung kein einziges Wort sagen. Wundern Sie sich darüber also nicht! Für Sie bedeutet dies außerdem, dass auch Sie nicht als Einzelperson auftreten sollten. Präsentieren Sie Ihr Unternehmen entsprechend in einer Gruppe.

Zudem wird auch gerne mal zwischen den unterschiedlichen Agenda-Punkten hin und her gesprungen. Einem starren Plan wird in Meetings nur selten gefolgt. Darüber hinaus ist es nicht ungewöhnlich, dass Ihr Geschäftspartner selbst im Laufe einer Besprechung Telefonate führt und Aufgaben delegiert. Das ist keine Abwertung Ihres Anliegens oder Ihrer Person; Russen tendieren häufig zum Multitasking. Auch das Thema Hierarchie ist im russischen Business stark ausgeprägt, was sich u. a. in einer festen Sitzordnung widerspiegelt. Dabei befinden sich die wichtigsten Personen immer in der Mitte, um von allen Anwesenden gut gesehen zu werden.

Gerne wird das Ende einer Besprechung auch mal in ein Restaurant verlegt und ein gemeinsames Abendessen sowie ein Drink eingenommen. Nehmen Sie diese Chance wahr, um mit Ihrem Geschäftspartner auch in diesem informelleren Rahmen zu interagieren. So stärken Sie erneut die Beziehungsebene.

Zeigen Sie, was Sie haben!

Noch ein weiterer Hinweis: In Russland spielt die richtige Kleidung eine wichtige Rolle. Sie werden merken, dass Ihnen zumindest in großen Städten kaum ein schlecht gekleideter Mensch über den Weg läuft – im Privaten und Geschäftlichen. Gerade in der Businesswelt herrscht ein unmissverständlicher Dresscode: Die Männer haben stets in einem Anzug [mit Krawatte!] und die Damen im Kostüm oder Hosenanzug zu erscheinen.

Warum ist dieser Punkt so entscheidend? Dies geht auf den kulturell verankerten Wert des Prestigedenkens zurück. Dabei wird Statussymbolen [u. a. Schmuck, Autos, Immobilien, aber auch Kleidung] eine große Bedeutung beigemessen. In Russland repräsentiert somit schicke und kostspielige Kleidung einen hohen sozialen Status und ist infolgedessen gleichzeitig ein Zeichen von Erfolg und Macht.

Zusätzliche Informationen: interkulturelles Training + weitere Artikel zu Russland

In diesem Beitrag konnten wir selbstverständlich nur einige wenige Themen der russischen Kultur und Geschäftswelt kurz ansprechen. Sollten Sie dauerhaft vor Ort tätig sein, z. B. aufgrund einer Entsendung oder einer deutsch-russischen Projektarbeit, stehen wir Ihnen gerne mit unserem interkulturellen Russland-Training zur Seite. Hier finden Sie weitere Informationen zu unserem Angebot.

Zu unserem Leistungsspektrum im Bereich „Interkulturelles Training“ gehören auch länderübergreifende Workshops, Entsendungsvorbereitung oder interkulturelle eLearning-Module!

Unter folgendem Link finden Sie zudem all unsere Artikel zu Russland.

Darf’s etwas zu lesen sein? Literatur zu den Themen „interkulturelles Training“ und „Russland“

1 Baudysova, Lenka [2010]: „Managing Diversity: Interkulturelles und Gender Training als Ausgangspunkte für Diversity Training“, Saarbrücken: VDM Verlag

2 Kuntze, Christian A. [2013]: „Interkulturelles Training: Vorbereitungsmaßnahmen deutscher Mitarbeiter für den Auslandseinsatz“, Saarbrücken: VDM Verlag

3 Köppel, Petra [2003]: „Kulturerfassungsansätze und ihre Integration in interkulturelle Trainings“, Norderstedt: BoD – Books on Demand

4 Schwartz, Annika [2012]: „Interkulturelle Teams: Die Wirksamkeit interkultureller Trainings zur Verbesserung der Zusammenarbeit interkultureller Teams“, AV Akademikerverlag

5 Metzner, Christian [2005]: „Deutsche Kulturstandards als Gegenstand interkultureller Trainings für ausländische Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen“, Diplomarbeiten Agentur


Über Sophie Humpisch

Ich habe Wirtschaftskommunikation und Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz studiert. Im Zuge meiner akademischen Ausbildung war ich selbst über einen langen Zeitraum im Ausland und habe interkulturelle Unterschiede am eigenen Leib erfahren. Seit April 2014 bin ich bei Eidam & Partner für die Betreuung und Akquise neuer Fachexperten verantwortlich. Unser Unternehmen ist ein weltweiter Anbieter von Interkulturellem Training, Coaching, eLearning und Consulting für mehr als 80 Zielländer. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte akzeptieren Sie vor dem Absenden des Formulars unsere AGBs und Datenschutzerklärung.