Beziehungs­aufbau im Polen-Business

Polen ist nicht nur unser Nachbar im Osten, sondern auch ein wichtiger Handelspartner Deutschlands. Doch wie funktioniert das polnische Business und auf welche kulturellen Besonderheiten sollten Sie Acht geben? In unserem heutigen Blog-Beitrag wollen wir Ihnen dazu ein paar nützliche Hinweise mit auf den Weg geben.

Deutschland und Polen verbindet eine lange und nicht immer einfache Geschichte. Seitdem sind einige Jahre vergangen und es haben sich viele gemeinsame Interessen herausgebildet. Darüber hinaus streben beide Länder eine noch engere Partnerschaft an – vor allem auf der wirtschaftlichen Ebene. Doch trotz der geografischen Nähe, funktionieren einige Dinge in der polnischen Geschäftswelt ein wenig anders…

Ein wichtiger Hinweis gleich zu Beginn: Die in Deutschland gängige Ansprache von Personen, Herr bzw. Frau + Nachnamen, wird in Polen als sehr unhöflich empfunden. Dies geht auf die Geschichte und der einstigen Unterscheidung zwischen Adel und niedrigeren Schichten zurück. Nutzen Sie lieber Herr bzw. Frau [Polnisch: pan bzw. pani] + Vornamen.

Keine Scheu vor Emotionen

Im Vergleich zu Deutschland wird in Polen weniger stark zwischen der Person und der Sache getrennt. Das bedeutet, dass eine Zusammenarbeit mit Polen meist nur funktionieren kann, wenn sich die beteiligten Personen gegenseitig wertschätzen und gut verstehen. Wichtig ist also dabei, dass Sie als Person zunächst gut „ankommen“. Erst danach können in der Regel geschäftliche Dinge besprochen werden. Doch wie erreichen Sie das? Fallen Sie bei einer ersten Begegnung nicht gleich mit der Tür ins Haus. Lassen Sie das Geschäftliche ruhig zunächst in den Hintergrund rBeziehungsaufbau, Gastfreundschaft, Emotion, Interkulturelles Training, Polen, Businessücken und reden Sie über Privates; z. B. über die Familie.

Was zudem in der polnischen Kultur sehr wichtig ist und Ihnen folglich helfen wird, eine gute Beziehung zu Ihrem Geschäftspartner aufzubauen, sind Emotionen. Vielleicht denken Sie nun, dass dies doch nichts in einem seriösen Business zu suchen hat – doch weit gefehlt: In Polen spielen Emotionen nämlich auch im Beruflichen eine wichtige Rolle. So wird auf diese tendenziell häufiger Rücksicht genommen. Aber auch das offene Zeigen von z. B. Ärger und Frustration ist keine Seltenheit.

Wenn Sie einen sympathischen Eindruck hinterlassen wollen, sollten Sie damit souverän umgehen. Lassen Sie „den Geschäftsmann“ mal zuhause und zeigen Sie Ihre menschliche Seite. Äußern Sie Verständnis, seien Sie wertschätzend und wenn Sie irritiert sind, zeigen Sie dies auch! Freuen Sie sich und lachen Sie mit den anderen! Auch der offene Umgang mit Schwächen wird Ihnen nicht angekreidet werden. Ganz im Gegenteil: Es kommt gut an, da Sie sich so als Mensch präsentieren.

Also merken Sie sich: Wenn Sie erfolgreich mit Polen Geschäfte machen wollen, sollten Sie die emotionale Ebene berücksichtigen. Erst an zweiter Stelle kommt das Business!

Gast = Gott

Ein weiterer Aspekt, der in der polnischen Kultur fest verankert ist, ist die Gastfreundschaft. Nicht umsonst gibt es das berühmte polnische Sprichwort: „Gość w domu, Bóg w domu“ [= Gast im Hause, Gott im Haus]. Neben umfangreichen Speisen und Getränken [was Ihnen vermutlich sehr oft angeboten wird], spielen gute Gespräche eine zentrale Rolle. Im Vordergrund steht dabei stets, eine gute Beziehung zu den Personen aufzubauen. Sollten Sie also einmal von einem polnischen Kollegen nach Hause eingeladen werden, ist das ein gutes Zeichen. Beachten Sie dabei am besten die folgenden Dinge:

  • Pünktlichkeit wird nicht zwingend erwartet, gilt aber als höflich. Vermeiden Sie jedoch eine Verspätung über 15 Minuten.
  • Ein kleines Gastgeschenk ist immer eine gute Idee. Blumen für die Frau des Hauses gehören dabei zum guten Ton und auch mit Süßigkeiten oder einer Flasche Wein machen Sie nichts falsch.
  • Achten Sie auf Ihre Kleiderwahl: In Polen wird sich auch bei „alltäglichen“ Einladungen und Verabredungen sehr gerne elegant gekleidet.
  • Wird Ihnen Essen angeboten, z. B. Pierogi [Teigtaschen] oder Barszcz [Suppe aus roter Bete], lehnen Sie dieses nach Möglichkeit nicht ab! Schließlich wurde sich damit vermutlich viel Arbeit gemacht.
  • Revanchieren Sie sich für die Gastfreundschaft! Laden Sie also auch mal in Ihre eigenen vier Wände oder in ein Restaurant ein.

Empfehlung: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu Polen

In diesem Beitrag haben Sie einige erste wichtige Dinge über die polnische Kultur und Businesswelt erfahren können. Sollten Sie in intensivem Kontakt zu z. B. Mitarbeitern, Kunden oder Geschäftspartnern aus Polen stehen oder sich in schwierigen Verhandlungssituationen befinden, legen wir Ihnen ein Interkulturelles Training zu diesem Zielland ans Herz!

Zu unserem Leistungsspektrum gehören aber auch länderübergreifende Workshops, Entsendungsvorbereitung oder interkulturelle eLearning-Module.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Polen.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelles Training und Polen

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Knapp, Karlfried [1995]: „Interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als Qualifikationsmerkmal für die Wirtschaft“, in: Bolten, Jürgen [Hrsg.]: „Cross Culture – interkulturelles Handeln in der Wirtschaft“, Sternenfels/Berlin: Verlag Wissenschaft [&] Praxis, 8-23.

3 Kainzbauer, Astrid [2002]: „Kultur im interkulturellen Training. Der Einfluss von kulturellen Unterschieden in Lehr- und Lernprozessen an den Beispielen Deutschland und Grossbritannien“, Frankfurt a. M./London: IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation.

4 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.


Über Sophie Humpisch

Ich habe Wirtschaftskommunikation und Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz studiert. Im Zuge meiner akademischen Ausbildung war ich selbst über einen langen Zeitraum im Ausland und habe interkulturelle Unterschiede am eigenen Leib erfahren. Seit April 2014 bin ich bei Eidam & Partner für die Betreuung und Akquise neuer Fachexperten verantwortlich. Unser Unternehmen ist ein weltweiter Anbieter von Interkulturellem Training, Coaching, eLearning und Consulting für mehr als 80 Zielländer. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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