Business-Meetings in Indien

Business-Meetings mit Teilnehmern aus unterschiedlichen Kulturen können neue Ideen und Abläufe hervorbringen, gehen aber auch oft mit Missverständnissen einher – ein gutes Beispiel dafür ist Indien. Was Sie bei Team-Meetings mit indischen Kollegen beachten sollten, erfahren Sie in unserem heutigen Blog-Beitrag.

Wie Sie möglicherweise bereits durch unsere zuvor veröffentlichten Blog-Beiträge wissen, weist die indische Kultur, im Vergleich zur Deutschen, einige Besonderheiten auf [z. B. die Beziehungs-orientierung, die indirekte Kommunikation oder die hierarchischen Strukturen]. Diese Punkte beeinflussen dabei auch die Geschäftswelt, was sich u. a. in der indischen Meetingkultur widerspiegelt. Daher wollen wir Ihnen in diesem Blog-Beitrag die indischen Team-Meetings näher bringen. Wenn Sie also künftig bspw. mit indischen Kollegen in einem gemeinsamen Projekt zusammenarbeiten, können die folgenden Punkte nützlich für Sie sein.

Wozu dienen eigentlich Team-Meetings? In Deutschland wird dieses Format gern genutzt, um sachlich Informationen auszutauschen, Entscheidungen zu treffen sowie Handlungen in Gang zu setzen. In Indien werden in Meetings selbstverständlich ebenfalls wichtige Dinge besprochen – dies passiert allerdings auf unterschiedliche Art und Weise; und das hat einen Grund…

It’s Showtime!

Aufgrund der stets hohen Konkurrentenzahl [im Studium, Job etc.] tendieren viele Inder in ihren Erzählungen dazu, die eigene Person sowie Leistung so positiv und erfolgreich wie möglich darzustellen. So wird eine Team-Besprechung in Indien auch gern einmal genutzt, um sich selbst „in Szene zu setzen“. Im Gegensatz zur meist neutralen und eher emotionslosen Berichterstattung der Deutschen, stellen viele Inder die Dinge gern „schillernder“ dar, als sie es in Wirklichkeit sind. Daher gilt für Sie: Nehmen Sie nicht alles für bare Münze – hinterfragen Sie und prüfen Sie notfalls nach!

Beachten Sie bitte zudem, dass in Meetings aufgrund der Hierarchieorientierung nur selten unmittelbar Entscheidungen getroffen oder Handlungen beschlossen werden – dies bedarf in Indien meist mehrerer Treffen sowie das „Go“ der nächsthöheren Hierarchiestufe. Warum sollten Sie aber dennoch an diesen Besprechungen teilnehmen? Für die meisten Inder stehen hierbei das Knüpfen und Pflegen von Kontakten [Stichwort: Networking!] sowie der entsprechende Vertrauensaufbau zu den Kollegen bzw. Mitarbeitern deutlich im Vordergrund – denn in Indien zählt die Beziehungsebene mehr als die Sachebene. Berücksichtigen Sie dies bitte unbedingt!

Flexibilität + Spontaneität = Erfolg

Indien, Interkulturelles Training, Meeting, Team, Business, Beziehungsorientierung, Vertrauen, NetworkingDarüber hinaus sollten Sie wissen, dass indische Meetings keiner starren Agenda folgen. Es mag womöglich ein Leitfaden existieren, jedoch wird damit in Indien sehr flexibel umgegangen. So ist es üblich, die thematische Reihenfolge spontan zu ändern, Themen komplett zu streichen, Neue dazu zunehmen usw. Aufgrund dieser Spontaneität empfiehlt es sich, ein Protokoll zu führen. Seien Sie zudem flexibel und nehmen Sie kurzfristige Änderungen gelassen!

Dies betrifft ebenfalls den Umgang mit Unterbrechungen. In Indien gehört Multitasking einfach dazu, weshalb einige Ihrer Kollegen wahrscheinlich während des Meetings bspw. eine E-Mail beantworten oder für ein Telefonat vor die Tür gehen. Seien Sie also nicht erstaunt – dies schmälert keinesfalls die Bedeutung des gegenwärtigen Meetings!

Sollten Sie nun der Initiator des Team-Meetings sein, wollen wir Ihnen noch vier Tipps für die Organisation mit an die Hand geben:

  • Wählen Sie einen guten Zeitpunkt [zwischen 11 und 16 Uhr]!
  • Rechnen Sie mit Verspätungen der Teilnehmer! Diese werden in Indien nicht so eng gesehen. Die so entstandene Wartezeit wird dabei gern ausgiebig für Small Talk genutzt [geeignete Themen sind z. B. die Familie oder Sport]. Sparen Sie diesen wichtigen Punkt nicht aus und nutzen Sie die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen!
  • Setzen Sie Team-Meetings regelmäßig an! Ein monatlicher Austausch sollte dabei das Minimum sein, damit alle up to date bleiben.
  • Als Team-Leiter sollten Sie das Meeting nutzen, um Ihre Mitarbeiter zu motivieren! Die Mehrheit der indischen Angestellten schätzt eine kleine „Motivationsspritze“ in diesem Kontext sehr. Gehen Sie dabei nicht zu „Deutsch“ vor; sorgen Sie ruhig für ein wenig Unterhaltung [bspw. mit Humor]!

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu Indien

Wie Sie sehen, beeinflussen die indischen Werte und Normvorstellungen auch die Abläufe in der Geschäftswelt. Weitere hilfreiche Informationen für Ihre Geschäftskontakte nach Indien erhalten Sie in unseren Interkulturellen Trainings zum Zielland Indien.

Zu unserem Leistungsspektrum gehören aber auch länderübergreifende Workshops, Entsendungsvorbereitung oder interkulturelle eLearning-Module!

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Indien.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelle Trainings und das Zielland Indien

1 Kumbruck, Christl/Derboven, Wibke [2016]: „Interkulturelles Training: Trainingsmanual zur Förderung interkultureller Kompetenzen in der Arbeit“, Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Ang-Stein, Claudia [2015]: „Interkulturelles Training: Systematisierung, Analyse und Konzeption einer Weiterbildung“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

4 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

5 Reisch, Bernhard [2012]: „Interkulturelles Personalmanagement: Internationale Personalentwicklung, Auslandsentsendungen, Interkulturelles Training“, Wiesbaden: Gabler


Über Sophie Humpisch

Ich habe Wirtschaftskommunikation und Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz studiert. Im Zuge meiner akademischen Ausbildung war ich selbst über einen langen Zeitraum im Ausland und habe interkulturelle Unterschiede am eigenen Leib erfahren. Seit April 2014 bin ich bei Eidam & Partner für die Betreuung und Akquise neuer Fachexperten verantwortlich. Unser Unternehmen ist ein weltweiter Anbieter von Interkulturellem Training, Coaching, eLearning und Consulting für mehr als 80 Zielländer. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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