Deutsch-französische Teamarbeit Teil 2

Bei der internationalen Teamarbeit steckt der Teufel oft im Detail, selbst wenn die Partner bereits seit langer Zeit erfolgreich zusammenarbeiten. Lesen Sie daher im zweiten Teil unserer Reihe, auf welche kleinen aber feinen Unterschiede Sie im Zuge der deutsch-französischen Teamarbeit achten sollten!

Im vergangenen Blog-Beitrag sind wir bereits ersten grundlegenden Fragen zur deutsch-französischen Zusammenarbeit nachgegangen. Im zweiten Teil unserer Reihe wollen wir uns nun mit dem beispielhaften Ablauf einer deutsch-französischen Projektarbeit auseinandersetzen. Konkret wollen wir Sie zu den kulturell bedingten Unterschieden bei der Planung, beim Treffen von Entscheidungen und Vereinbaren von Zielen sowie beim Umgang mit Informationen sensibilisieren.

Wie Sie sicherlich wissen, neigen Deutsche eher zu einer ausgedehnten und detaillierten Planungsphase, bevor ein Projekt wirklich startet. Dieses Vorgehen soll das Auftreten von möglichen Problemen in der Zukunft verringern. In der „Grande Nation“ wird hingegen weniger Wert auf eine ausführliche Vorbereitung gelegt, als viel mehr Abläufe, Inhalte etc. kontinuierlich angepasst, sobald es notwendig erscheint. Durch diese geringere Planungszeit soll vermieden werden, dass die Konkurrenz einen Vorsprung erhält. Insbesondere beim Start eines gemeinsamen Projekts sorgt dieser Punkt oft für Verwirrung auf beiden Seiten; behalten Sie diesen Unterschied daher bitte im Hinterkopf!

Umdenken beim Treffen von Entscheidungen

Im Zuge einer internationalen Zusammenarbeit gehört auch das Treffen von wichtigen Entscheidungen zum Arbeitsalltag. Dabei gehen deutsche Mitarbeiter oftmals von einem gewissen Mitbestimmungsrecht sowie einer kurzen Entscheidungsphase aus. Zudem wird eine einmal getroffene Entscheidung bzw. ein definiertes Ziel als „final“ betrachtet. Nicht so bei unserem Nachbarn: Dort werden zunächst getroffene Einigungen gern erneut überdacht und kurzer Hand den aktuellen Umständen flexibel angepasst.Interkulturelles Training, Frankreich, Teamarbeit, Risikovermeidung, Flexibilität, Meeting, Netzwerk, Holschuld

Das liegt daran, dass das Treffen einer Entscheidung – anders als in Deutschland – nicht als in Stein gemeißelt, sondern von vielen Franzosen eher als Prozess betrachtet wird. Kurzfristige Änderungen von Abläufen sind somit nicht ungewöhnlich – stellen Sie sich am besten darauf ein! In diesem Zusammenhang wird auch das Einbeziehen von fachfremden Meinungen als Gewinn angesehen und ist somit gängige Praxis in der französischen Geschäftswelt. Legen Sie also daher auch beim Treffen von Entscheidungen und Definieren von Zielen ein gewisses Maß an Flexibilität an den Tag – es wird Ihnen helfen!

Einen weiteren Hinweis wollen wir Ihnen noch zum Thema „Meeting“ mit auf den Weg geben: Denn diese werden in Frankreich primär genutzt, um Ideen und Gedanken auszutauschen. Hier steht also das Auseinandersetzen mit unterschiedlichen Meinungen, und nicht z. B. das Erzielen eines bestimmten Ergebnisses, im Vordergrund. Denken Sie bitte bei Ihrer nächsten Team-Besprechung an diese divergierende Erwartungshaltung Ihrer französischen Kollegen!

Sie brauchen Informationen? Werden Sie selbst aktiv!

Umdenken sollten Sie auch, wenn es um den Umgang mit Informationen geht: Während in Deutschland Informationen meist eigenständig weitergetragen werden, ist es in Frankreich genau umgekehrt. Denn dort gilt eher das Prinzip der „Holschuld“, wobei jede Person selbst verantwortlich ist, sich die notwendigen Informationen zu besorgen. Für Ihre deutsch-französische Teamarbeit empfehlen wir Ihnen daher, diesen Unterschied anzusprechen und sich auf ein übergreifendes Vorgehen zu einigen. Auf diese Weise beugen Sie Missverständnissen vor und sorgen für Klarheit.

Beachten Sie dabei, dass sich viele Franzosen auch auf informelleren Wegen, z. B. vor einer offiziellen Besprechung oder bei einem gemeinsamen Essen nach der Arbeit, austauschen. Informelle Netzwerke spielen im französischen Business tendenziell eine größere Rolle als hierzulande.

Wie Sie sehen, gibt es bei der deutsch-französischen Teamarbeit einige „Hürden“ zu meistern. Betrachten Sie die letzten beiden Blog-Beiträge jedoch bitte lediglich als einen ersten Einstieg in dieses Thema und berücksichtigen Sie, dass es nicht „den“ stereotypen Franzosen oder Deutschen gibt.

Empfehlung: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu Frankreich

Diese und weitere Grundlagen des französischen Geschäftslebens erfahren Sie auch durch unser Interkulturelles Training zu Frankreich. Im Rahmen dieses Trainings können weitere wichtige Themen, wie z. B. Mitarbeiterführung, Projektmanagement oder auch die Besonderheiten der virtuellen Kommunikation, ausführlich behandelt werden.

Zu unserem Leistungsspektrum gehören aber auch länderübergreifende Workshops, Entsendungsvorbereitung oder interkulturelle eLearning-Module.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Frankreich.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelles Training und Frankreich

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Knapp, Karlfried [1995]: „Interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als Qualifikationsmerkmal für die Wirtschaft“, in: Bolten, Jürgen [Hrsg.]: „Cross Culture – interkulturelles Handeln in der Wirtschaft“, Sternenfels/Berlin: Verlag Wissenschaft [&] Praxis, 8-23.

3 Kainzbauer, Astrid [2002]: „Kultur im interkulturellen Training. Der Einfluss von kulturellen Unterschieden in Lehr- und Lernprozessen an den Beispielen Deutschland und Grossbritannien“, Frankfurt a. M./London: IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation.

4 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.


Über Sophie Humpisch

Ich habe Wirtschaftskommunikation und Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz studiert. Im Zuge meiner akademischen Ausbildung war ich selbst über einen langen Zeitraum im Ausland und habe interkulturelle Unterschiede am eigenen Leib erfahren. Seit April 2014 bin ich bei Eidam & Partner für die Betreuung und Akquise neuer Fachexperten verantwortlich. Unser Unternehmen ist ein weltweiter Anbieter von Interkulturellem Training, Coaching, eLearning und Consulting für mehr als 80 Zielländer. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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