Deutsch-französische Teamarbeit Teil 1

Deutschland und Frankreich sind auf vielerlei Ebenen bereits seit langer Zeit erfolgreiche Partner, so auch in der Wirtschaft. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch kulturell bedingte Missverständnisse zwischen diesen beiden Ländern. Lesen Sie in unserem heutigen Blog-Beitrag, worauf es bei der deutsch-französischen Zusammenarbeit ankommt!

Heute werden wir uns genauer mit der Kultur und Businesswelt der „Grande Nation“ beschäftigen. Wir wollen uns in diesem, sowie dem folgenden, Blog-Beitrag der deutsch-französischen Teamarbeit widmen und zunächst den Fragen nachgehen, was Deutsche und Franzosen unter Teamarbeit verstehen, was im direkten Gespräch beachtet werden sollte und wie Sie auch auf privater Ebene „punkten“ können.

Zunächst sollten Sie wissen, dass Franzosen und Deutsche ein eher unterschiedliches Verständnis von Teamarbeit besitzen: Während für die meisten Deutschen die konkrete Zusammenarbeit, das gleichwertige Engagement eines jeden Teammitgliedes sowie die klar abgesteckten Aufgabenbereiche im Vordergrund stehen, sieht dies bei unserem Nachbarland anders aus.

Viele Franzosen begreifen Teamarbeit eher als das Leisten eines bestimmten Teilbeitrages. Die Zuständigkeiten sind dabei nicht immer so unmissverständlich geklärt wie hierzulande. Daher sind auch kurzzeitige „Einmischungen“ in andere Projekte oder fachfremde Bereiche für viele Franzosen nichts ungewöhnliches, was auf deutscher Seite oft für Verwirrung sorgt. Für Deutsche ist also tendenziell das Zusammenwirken, für Franzosen eher das Mitwirken von Bedeutung. Beachten Sie diesen grundlegenden Unterschied bei Ihrem deutsch-französischen Team!

Im Gespräch: Beweisen Sie Feingefühl!

Darüber hinaus sorgt auch das unterschiedliche Kommunikationsverhalten dieser beiden Länder oft für Missverständnisse: In Deutschland kommt man direkt und ohne „Verschönerungen“ schnell zum Punkt, was die meisten Franzosen als unfreundlich und bevormundend empfinden.

In Frankreich wird sich zunächst langsam einem Thema genähert und es von allen Seiten betrachtet, bevor es letztendlich vorsichtig angesprochen wird. Dabei wird eher „durch die Blume“ kommuniziert, um den Gesprächspartner [vor allem bei kritischen Themen] nicht zu „überfahren“. Bedenken Sie dies, wenn Sie mit Ihren französischen Teamkollegen kommunizieren! Versuchen Sie also, auch nicht direkt Ausgesprochenes zu verstehen; achten Sie auf den Tonfall und nonverbale Signale [wie Mimik und Gestik] und üben auch Sie sich möglichst in Zurückhaltung; fallen Sie also folglich bitte nicht sofort mit der Tür ins Haus!

In diesem Zusammenhang ist es ferner wichtig zu wissen, dass Franzosen „emotionaler gestrickt“ sind als Deutsche. Das bedeutet, dass in Frank-reich tendenziell mehr Wert auf den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu Geschäfts-partnern, Kollegen etc. gelegt wird. Für Ihre Zusammenarbeit mit französischen Teamkollegen empfehlen wir Ihnen daher, zunächst auf privater Ebene „zu punkten“, bevor es zum Business kommt. Tauschen Sie sich also aus [z. B. über die Familie, Essen, Reisen oder Hobbies], gehen Sie respektvoll miteinander um und ja, auch ein wenig Humor kommt meist gut an!

Trauen Sie sich: Sprechen Sie Französisch!

Zu guter Letzt wollen wir Ihnen noch einige weitere Hinweise für eine erfolgreiche deutsch-französische Zusammenarbeit mit auf den Weg geben:

  • Franzosen sind meist sehr stolz auf ihre Muttersprache und freuen sich daher mit großer Wahrscheinlichkeit, wenn Sie ein paar Worte auf Französisch mit ihnen wechseln [Bonjour = Guten Tag, Ça va = Wie geht’s?, Merci beaucoup = Vielen Dank, Au revoir = Auf Wiedersehen]. Es ist eine kleine Geste, die allerdings meist eine große Wirkung erzielt. Zeigen Sie also guten Willen, Ihre französischen Teamkollegen werden es Ihnen sicherlich hoch anrechnen!
  • Im Zuge der Entscheidungsfindung bevorzugen viele Franzosen weniger die harmonische Konsensfindung als viel mehr die konstruktive Auseinandersetzung. Stellen Sie sich also auf offene Diskussionen ein und versuchen Sie, diese „Reibungen“ gewinnbringend für das Teamziel zu nutzen!
  • Beschränken Sie sich nicht immer nur auf das Büro, um berufliche Dinge mit Ihren Teamkollegen zu besprechen. In Frankreich wird daher sehr gern auch einmal in ein Restaurant ausgewichen, da auf diese Weise das Angenehme mit dem Relevanten verbunden werden kann. Dabei gilt: Hetzen Sie nicht – lassen Sie sich sowohl für das Essen als auch für den privaten und beruflichen Austausch Zeit!

Wie Sie im ersten Teil dieser Beitragsreihe erfahren haben, gibt es einige Dinge bei der deutsch-französischen Teamarbeit zu beachten. Im zweiten Teil wollen wir Ihnen weiterführende Informationen zu diesem spannenden Thema an die Hand geben.

Empfehlung: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu Frankreich

Diese und weitere Grundlagen des französischen Geschäftslebens erfahren Sie auch durch unser Interkulturelles Training zu Frankreich. Im Rahmen dieses Trainings können weitere wichtige Themen, wie z. B. Mitarbeiterführung, Projektmanagement oder auch die Besonderheiten der virtuellen Kommunikation, ausführlich behandelt werden.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Frankreich.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelles Training und Frankreich

1 Herbrand, Frank: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Mazziotta, Agostino: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89

5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D.: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.


Über Sophie Humpisch

Ich habe Wirtschaftskommunikation und Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz studiert. Im Zuge meiner akademischen Ausbildung war ich selbst über einen langen Zeitraum im Ausland und habe interkulturelle Unterschiede am eigenen Leib erfahren. Seit April 2014 bin ich bei Eidam & Partner für die Betreuung und Akquise neuer Fachexperten verantwortlich. Unser Unternehmen ist ein weltweiter Anbieter von Interkulturellem Training, Coaching, eLearning und Consulting für mehr als 80 Zielländer. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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