Ich habe selbst mehr als 100 interkulturelle Trainings für unser Unternehmen geleitet. Ein wichtiges Modul ist dabei der Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern. So habe ich über 20 Jahre hinweg viele unglaublich gute Tipps und Strategien aus dem internationalen Arbeitsalltag meiner Teilnehmer erfahren.
Im heutigen Artikel möchte ich Ihnen aus dieser sehr großen Sammlung an Lösungsvorschlägen die allerbesten Ideen präsentieren. Ein „BEST OF“ aus 20 Jahren quasi; von Trainingsteilnehmern für Trainingsteilnehmer. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
- Summary Mails: Sie sollten zu jedem internationalen Telefonat oder Online-Meeting eine kurze schriftliche Zusammenfassung erstellen und an alle Teilnehmer senden! Gerade weil nicht jeder perfekt Englisch spricht. So haben Ihre Gesprächspartner die Möglichkeit, Dinge, die sie nicht verstanden haben, noch einmal nachzulesen oder in Ruhe zu übersetzen. Sollten mehrere Personen an einem Online-Meeting teilnehmen, gilt: Lassen Sie die Zusammenfassung möglichst von einem Muttersprachler anfertigen! Muttersprachler sind meist unterfordert, falls das Englischniveau der Gruppe zu gering ist, und freuen sich über eine Zusatzaufgabe. Zudem verstehen Muttersprachler Menschen, welche Englisch eher durchschnittlich sprechen, tendenziell besser. Der Raum für Fehler oder Missverständnisse wird dadurch deutlich kleiner.
- Problemzusammenfassung am Anfang: Beschreiben Sie am Anfang einer E-Mail in 1-2 Sätzen kurz, was Sie als Problem/Herausforderung Ihres Gegenübers verstanden haben. Tun Sie dies bitte in eigenen Worten. So stellen Sie sicher, dass Sie sich nicht missverstanden haben. Diese Methode hat zudem den sehr positiven Nebeneffekt, dass Sie Ihrem E-Mail-Partner so das Gefühl geben, dass Sie gut zu hören und ihn tatsächlich verstehen.
- Lieber kurze E-Mails mit Anhang: In Deutschland wird eine E-Mail unterbewusst gern als Äquivalent zu einem Brief gesehen. E-Mails haben also eine hohe Verbindlichkeit; sie sind quasi elektronische Dokumente; zumindest in den Augen vieler Deutscher. Nun: Nicht jede Kultur misst einer E-Mail eine so hohe Bedeutung bei. Deshalb gilt: Verschicken Sie keine ellenlangen Mails, sondern lieber kurze Nachrichten mit Anhang! Ein Dokument im Anhang einer Nachricht hat – im Vergleich zu einer E-Mail – für fast alle Menschen einen hohen Stellenwert.
- „Was kann ich besser machen?“ Jeder von Ihnen kennt sicherlich Menschen, denen man gern einmal sagen würde, was sie besser machen sollen. Das Problem daran ist jedoch, dass es fast immer schwierig ist, ungefragt Feedback zu geben. Einer meiner Trainingsteilnehmer hat den „Spieß“ deshalb einfach umgedreht. Er hat einen schwierigen Kollegen bei verschiedenen Projektmeilensteinen gefragt, was er selbst besser machen kann. Beim dritten Mal war der Kollege neugierig und fragte, ob es denn auch etwas gäbe, was er besser machen kann. Ganz abgesehen davon, finde ich es sehr spannend, Feedback von anderen Menschen zu erhalten. Nimmt man die erhaltene Rückmeldung nicht persönlich, kann man daran wachsen und sich selbst weiterentwickeln. Das Fehlen von Negativem ist meiner Erfahrung nach selten ein gutes Zeichen. Oft gibt es mehr als genug negative Dinge, es traut sich nur niemand, sie anzusprechen.
- Lernen Sie die 6 Hauptaussagen [Hello, Zàijiàn, Gracias, S’il vous plaît, Nein, Si] in den für Sie wichtigen Sprachen!
- Legen Sie gemeinsam Regeln für Ihre Zusammenarbeit fest! Wie fix sind vereinbarte Termine und Deadlines? Wie oft und auf welche Weise wollen Sie sich Feedback geben? Wie viele Kollegen sollen aufs CC von E-Mails gesetzt werden und warum? Können getroffene Vereinbarungen noch einmal verändert werden? Wann wird nachgehakt falls man keine Antwort auf eine E-Mail/einen Anruf erhält? … Die Antworten auf all diese Fragen sind alles andere als selbstverständlich. Je nachdem mit wem Sie es zu tun haben, gelten unterschiedliche Arbeits- und Kommunikationsstandards. Versäumen Sie es nun, gemeinsam über die Art und Weise, wie Sie zusammenarbeiten möchten, zu sprechen, wird Kollege X sehr wahrscheinlich ganz anders vorgehen als Kollege Y. Es wäre kein Wunder, falls dadurch ein mehr oder minder großes Chaos eintritt. Ein effizientes und frustfreies Arbeiten ist oft nur dann möglich, wenn sie sich auf gemeinsame Standards einigen.
Sie haben eigene Ideen, Tipps oder Strategien, die Ihnen beim internationalen Arbeiten helfen? Ich freue mich sehr über einen Kommentar/auf Ihre Ideen unter diesem Artikel.
Im Idealfall schaffen wir es, die Wissensfülle dieses Artikels gemeinsam immer weiter zu steigern.
Machen Sie Ihr internationales Arbeiten noch einfacher: Buchen Sie ein interkulturelles Training!
Das hier vorgestellte Hintergrundwissen stammt aus unseren länderübergreifenden Trainings , in denen wir Ihnen gern interaktiv und spannend aufbereitetes Know-how aus der internationalen Arbeitswelt vermitteln.
Sie haben aktuell Herausforderungen bei Ihren internationalen Vorhaben oder in Ihrem interkulturellen Team? Wir kümmern uns! Wir finden eine passende Lösung… damit Sie sich auf Ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können. Let’s talk about it!
Literaturempfehlungen rund um interkulturelle Trainings
1 Herbrand, Frank: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.
2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag
3 Mazziotta, Agostino: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag
4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89
5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D.: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.