Der Einfluss des Islam auf die Geschäftswelt

In fast allen arabischen Ländern ist der Islam die Staatsreligion, mit Ausnahme Syriens und des Libanons. Die Grundlage für den Islam bilden dabei der Koran und die Sunna. Die Gesetzgebung wird durch die Scharia festgelegt. Welche Auswirkungen nun der Islam auf die arabische Geschäftswelt und Ihre Geschäfte mit arabischen Partnern hat, möchten wir Ihnen in unserem heutigen Blogbeitrag darstellen.

Im Gegensatz zum Christentum, welches ein kirchliches System darstellt, ist der Islam ein organisches Religionssystem, das sehr stark gegenwartsbezogen agiert. Bei organischen Systemen werden Religion und Gesellschaft gleichgesetzt. Im Zentrum der Glaubenslehre stehen das heilige Recht und die sozialen Strukturen. Der Islam verbindet also geistliches und weltliches sowie berufliches und privates Leben!

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Generell stehen Sie auf der sicheren Seite, wenn Sie jegliche Diskussion über Religion und den Islam vermeiden. Aufgrund von Ereignissen aus jüngster Vergangenheit, wie islamistischen Terroranschlägen, fühlen sich manche Muslime dazu verpflichtet, einem Nichtmuslim den Islam aus der „wahren Sicht“ darzustellen.

Sollte Ihr arabischer Geschäftspartner etwas über seine Religion erzählen, dann ist es empfehlenswert, einfach zuzuhören und gegebenenfalls nachzufragen. Haben Sie etwas anderes gelesen oder gehört, sollten Sie es dennoch vermeiden, einen Araber über den Islam zu belehren. Aus arabischer Sicht hat derjenige, der keine Furcht vor Gott dem Allmächtigen hat, gleichsam keinen Respekt vor menschlichen Gesetzen. Sollten Sie nun Atheist sein, dann ist es ratsam, wenn Sie auf die Frage nach Ihrer Religion mit: „Ich komme aus einem christlichen Hause“ antworten. In der Regel fragen Araber dann nicht weiter nach.

Die fünf Grundsäulen des Islam

Der Islam basiert auf fünf Grundsäulen, an die sich jeder gläubige Muslim halten muss: das Glaubensbekenntnis, das Gebet, das Fasten [Ramadan], die Armensteuer sowie die Wallfahrt [Haddsch]. Nachstehend erläutern wir Ihnen die drei Grundpfeiler, welche direkten Einfluss auf das Geschäftsleben haben. Die hier gegebenen Informationen zeigen Ihnen erstens mit welchen Einschränkungen Sie rechnen müssen und zweitens welche religiösen Besonderheiten Sie bei Ihrer Terminplanung berücksichtigen sollten.

Gebet und religiöse Rituale

Muslime sollten fünfmal täglich beten. Nun fallen die Gebetszeiten nicht ausschließlich in die Freizeit. Da Araber keine Trennung von privatem und beruflichem Leben vorsehen, ist es für sie vollkommen akzeptabel, mittags und nachmittags die Arbeit für das Gebet zu unterbrechen. Sollte Ihr arabischer Geschäftspartner sich zum Gebet zurückziehen, zeigen Sie Verständnis. Nutzen Sie die Unterbrechung, um über nicht-monetäre Dinge nachzudenken oder zum Entspannen.

Ramadan

Während des Fastenmonats Ramadan liegt mehr oder weniger das gesamte öffentliche Leben still. Generell beschäftigen sich die Menschen in dieser Zeit mehr mit sich selbst und ihren Familien. Für ausländische Businessleute bedeutet das, dass die Geschäfte nur zäh oder gar nicht voranschreiten. Wenn die Möglichkeit besteht, sollten Sie wichtige Verhandlungen und Gespräche deshalb auf einen Zeitpunkt außerhalb des Fastenmonats verschieben. Dieser eignet sich allerdings ideal für den Aufbau und die Pflege sozialer Beziehungen. Über eine Grußkarte zum Ramadan freut sich Ihr arabischer Geschäftspartner ganz sicher. In der Regel versendet man Glückwünsche zu Beginn der Fastenzeit mit der Aufschrift „Ramadan Karim“ – Gesegneter Ramadan – oder zum Fest des Fastenbrechens, welches den Ramadan beendet und wünscht ein „Eid Mubarak“ – ein gesegnetes Fest.

Haddsch

Pilgerreise, die im letzten Monat des islamischen Kalenderjahres stattfindet, wird als Haddsch bezeichnet. Zu dieser Zeit sollten Sie Geschäftsreisen nach Saudi-Arabien vermeiden, denn meistens ist das Land dann ohnehin schon mit einer Flut an Pilgern überfordert. Einem Muslim, der von seiner Pilgerreise zurückkehrt, wird gratuliert. Wenn Sie einen Geschäftspartner haben, der ebenfalls den Haddsch vor kurzer Zeit beendet hat, so sollten auch Sie ihn beglückwünschen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die betreffende Person nach der Rückkehr nicht sofort die Arbeit wieder aufnimmt.

Empfehlung: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zum Arabischen Raum

Dies sind lediglich einige wenige grundlegende Hinweise zum Business in der Arabischen Geschäftswelt. Weiterführende Informationen zum Thema Verhandlungsführung mit Arabern, Kundenkontakt und Meetingmanagement sowie nützliche Hinweise für Ihre Geschäftsreise erhalten Sie durch unser Interkulturelles Training zur Arabischen Welt.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Arabischen Raum.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelles Training und die Arabische Welt

1 Kumbruck, Christl/Derboven, Wibke [2016]: „Interkulturelles Training: Trainingsmanual zur Förderung interkultureller Kompetenzen in der Arbeit“, Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Ang-Stein, Claudia [2015]: „Interkulturelles Training: Systematisierung, Analyse und Konzeption einer Weiterbildung“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

4 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

5 Reisch, Bernhard [2012]: „Interkulturelles Personalmanagement: Internationale Personalentwicklung, Auslandsentsendungen, Interkulturelles Training“, Wiesbaden: Gabler


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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