Im Zuge unseres dieswöchigen Blog-Beitrags begeben wir uns in eines der innovativsten Länder der Welt: Israel. Nur wenige Staaten haben so eine ausgeprägte Gründerszene bei Start-up Unternehmen im Hightech-Bereich. Aufgrund hoher Investitionen im Bereich Forschung & Entwicklung, ist Israel hinsichtlich Innovationen mit europäischen und nordamerikanischen Ländern mehr als konkurrenzfähig. Da sich insbesondere in der Region um Tel Aviv auch zahlreiche internationale Unternehmen angesiedelt haben, gilt es für diese, die kulturellen Begebenheiten vor Ort zu kennen. Mit diesem Hintergrund erfahren Sie heute erste nützliche Hinweise für Ihr Israel-Business.
Die israelische Tourismuswirtschaft wirbt mit dem Slogan „Israel – Land of Creation“. Dies kann sicherlich einerseits historisch für das Land der Schöpfung stehen, versinnbildlicht gleichzeitig aber auch den Innovationsgeist der Israelis und die damit einhergehende Erzeugung und Kreation neuer Technologien sowie Ideen. Nicht ohne Grund ist Israel heutzutage ein bedeutender Industriestaat und rangiert hinsichtlich des BIP sowie des Human Development Index auf Augenhöhe mit z.B. anderen europäischen Industrieländern.
In kultureller Hinsicht ist Israel historisch bedingt und durch die Einwanderungen äußerst vielfältig geprägt. Eine große Rolle spielt hierbei in jedem Fall auch der Einfluss des Judentums. Was Sie nun bei Ihren Geschäftskontakten in Israel berücksichtigen sollten, möchten wir Ihnen gern anhand einiger Besonderheiten im Folgenden darstellen. Bitte behalten Sie hierbei stets im Hinterkopf, dass diese Dinge nie für alle Israelis gelten, sondern lediglich einen Hinweis auf einige typische Verhaltensweisen geben sollen, ohne dabei Stereotype zu vermitteln.
Ein erster elementarer Bestandteil, welcher Einfluss auf die israelische Geschäftskultur hat und auch in gewisser Weise mit dem Innovationsgeist einhergeht, ist das bewusste in Kauf nehmen von Risiken. Diese entstehen beispielsweise, wenn man von bekannten Wegen abweicht oder bestehende Gefüge in Frage stellt und Alternativen austestet. Dabei steht dies häufig dem deutschen Streben nach Stabilität und Beständigkeit entgegen. Sollte Ihnen ein vermeintlich vorschnelles Verhalten bei Ihrem israelischen Gegenüber auffallen, z.B. bei der Ideen- oder der Entscheidungsfindung im Zuge eines deutsch-israelischen Projekts, sollten Sie dies nicht voreilig als naiv abtun, sondern dessen Vorteile betrachten und sich auf kreative Vorschläge gedanklich einlassen. Insbesondere deutsch-israelische Kooperationen können diesbezüglich von der Gegensätzlichkeit profitieren und gemeinsamen Projekten damit eine gewisse Dynamik verleihen.
Ihre Flexibilität ist gefragt!
Mit diesem Kulturstandard sind auch andere Bereiche eng verknüpft, so z.B. der Umgang mit Zeit und die Tendenz zur Flexibilität und zu kürzeren Planungsperioden. Dies könnte z.B. bei der Einhaltung von Terminen, im Hinblick auf deutsche Gewohnheiten, mitunter zu Konflikten und kritischen Situationen bei der Zusammenarbeit mit Israelis führen. Unser Tipp an dieser Stelle: Versuchen Sie sich nach Möglichkeit eine gewisse Flexibilität zu erhalten, um auch kurzfristigen Änderungen offen entgegentreten zu können. Da Entscheidungen in Israel häufig schnell getroffen werden, bedarf es zum Teil späterer Anpassungen. Versuchen Sie dabei, Ihre israelischen Partner nicht zwanghaft an langfristige Pläne zu binden, sondern beweisen Sie durch ein spontanes Reaktionsvermögen aus der Situation heraus Ihre Kompetenz, Anpassungsfähigkeit und Empathie.
Als Besonderheit in Israel stellt sich des Weiteren die Direktheit bei der Kommunikation heraus. Anders als in den benachbarten Ländern und Regionen werden Sachverhalte, Meinungen, Forderungen und auch Kritik, selbst gegenüber Vorgesetzten, sehr direkt und lebhaft geäußert. Dies kann aus deutscher Sicht zum Teil als taktlos und plump wahrgenommen werden. Seien Sie also unter Umständen darauf vorbereitet und nehmen Sie es nicht allzu persönlich, wenn Ihnen der Standpunkt Ihres Gegenübers sehr ehrlich und direkt dargelegt wird oder Sie unmissverständlich kritisiert werden. Punkten Sie stattdessen im Gegenzug mit Selbstsicherheit und Nachdruck, wenn es um das Anbringen Ihrer Sachverhalte und Ideen geht.
Sollten Sie im direkten Kontakt mit Kollegen vor Ort stehen, seien Sie bitte nicht überrascht, wenn bereits nach kurzer Zeit private Fragen oder Anliegen an Sie herangetragen werden. Das Arbeits- und das Privatleben werden in Israel nicht so streng getrennt, wie man dies hierzulande kennt. Persönliche Fragen sind daher in der Regel nicht indiskret oder unhöflich gemeint. Übrigens: Durch ein schrittweises Einbinden privater Themen in den Arbeitsalltag, zeigen Sie sich als Mensch von einer anderen Seite und ermöglichen gleichzeitig – da das israelische Business tendenziell sehr beziehungsorientiert aufgestellt ist – eine bessere geschäftliche Beziehung.
Darf’s ein wenig mehr sein? Interkulturelle Trainings + weitere Artikel zu Israel
Dies waren zunächst nur erste grundlegende Informationen zur israelischen Geschäftskultur. In jedem Fall empfehlen wir Ihnen in Vorbereitung auf Ihr internationales Projekt mit Israelis oder auf Ihre Verhandlungen mit israelischen Geschäftspartnern ein Interkulturelles Training zu Israel, zu dem Sie hier weitere Informationen erhalten.
Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Israel.
Literaturtipps zum Thema „Interkulturelles Training“
1 Götz, Klaus [2010]: „Interkulturelles Lernen/Interkulturelles Training [Managementkonzepte]“, München/Mering: Rainer Hampp Verlag
2 Karasjew, Michael [2014]: „Entwicklung interkultureller Kompetenz in der betrieblichen Weiterbildung: Interkulturelle Trainings und Methoden“, Norderstedt: GRIN Verlag
3 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.
4 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag
5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.