Tschechien: „Byznys“-Erfolg

Wirft man einen Blick auf Deutschlands Nachbarländer, wird man mit vielfältigen Kulturen konfrontiert. Die geographische Nähe zu den Menschen in den benachbarten Ländern kann mitunter suggerieren, dass die kulturellen Unterschiede eher gering sind und damit auch keine „kulturelle Distanz“ vorliegt. Dieser Trugschluß kann beispielsweise im geschäftlichen Kontakt unter Umständen für Sie zu herausfordernden Situationen führen. In unserem Blog-Beitrag diese Woche möchten wir Sie deshalb auf grundlegende Aspekte des Business-Alltags in Bezug auf die deutsch-tschechische Zusammenarbeit aufmerksam machen.

Karel Gott, die goldene Stadt Prag, das vermeintliche Nationalgetränk Bier sowie Škoda: Dies sind verbreitete Assoziationen, die man mit unserem Nachbarland im Osten, der Tschechischen Republik, in Verbindung bringt. Vor allem letzteres führt uns zu einem wichtigen Pfeiler der tschechischen Wirtschaftsstruktur – die Automobilindustrie. Diese ist neben dem Energiebereich ein bedeutendes Segment und wichtiger Arbeitgeber. Die beiden größten Unternehmen des Landes sind in diesem Zusammenhang Skoda Auto und ČEZ [Energieversorger]. Internationale Unternehmen wie diese stehen dabei auch im Kontakt zu Geschäftspartnern und Kollegen aus anderen Kulturen.

Des Weiteren haben auch zahlreiche deutsche Unternehmen eine Niederlassung in der Tschechischen Republik. Zudem ist Deutschland wichtigster Handelspartner Tschechiens, wobei sich die Kooperationen beider Länder von Jahr zu Jahr intensivieren. Auf welche grundlegenden Dinge Sie nun bei der Kommunikation mit Ihrem tschechischen Gegenüber achten sollten, möchten wir Ihnen gern im Folgenden darstellen. Bitte beachten Sie hierbei immer, dass dies allgemeine Hinweise sind, die nie auf alle Situationen zutreffen müssen, sondern Ihnen lediglich eine erste Hilfestellung bieten.Business, Tschechien, Interkulturelles Training Tschechien

Zunächst einmal orientiert sich die tschechische Business-Kultur – wie übrigens viele andere Länder auch – vorwiegend an Beziehungen. Hintergrund ist, dass Tschechen auch an der Persönlichkeit ihres Gegenübers Interesse haben. Somit ist es ratsam, eine persönliche Beziehung zu Ihrem tschechischen Geschäftspartner herzustellen. Dinge wie Small Talk, Humor und gemeinsame Unternehmungen [beispielsweise ein gemeinsames Abendessen] kommen bei Ihrem Gegenüber tendenziell gut an und lassen Verbundenheit entstehen. Ihre Zusammenarbeit wird dadurch einfacher und eher von Erfolg gekrönt sein. Bedenken Sie dies zum Beispiel auch, wenn Sie vor Ort in Tschechien mit Ihrer Unternehmens- oder Produktpräsentation punkten wollen. Eine rein faktenbasierte Darstellung wird bei Ihren Zuhörern weniger gut ankommen, als eine Präsentation mit individuellen Anmerkungen und persönlicher Note.

Person + Beziehung = Erfolg

Auch die „Vermischung“ einzelner Bereiche, wie z.B. Arbeit und Privates, erfolgt in Tschechien viel intensiver als Hierzulande. Im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern fällt dabei auf, dass Hierarchien nicht so ohne Weiteres nach außen sichtbar sind. Viele tschechische Manager sind zudem auf die persönliche Beziehung zu deren Mitarbeitern sehr bedacht. Dabei werden nicht nur unter Kollegen private Themen besprochen, sondern es wird auch außerhalb des Arbeitsfeldes Zeit miteinander verbracht. Sollten Sie also als deutscher Mitarbeiter z.B. in einem tschechischen Projektteam tätig sein, ist es ratsam, gemeinsame Freizeitaktivitäten nicht gänzlich auszuschließen.

Auf der anderen Seite bringt die Orientierung auf die persönliche Ebene noch zwei weitere entscheidende Aspekte mit sich: 1. Da man in Tschechien vornehmlich als Person und nicht nur als „Akteur der Geschäftswelt“ wahrgenommen wird, wird vermeintlich sachlich gemeinte Kritik, teilweise auch als persönlicher Angriff gewertet. Kommunizieren Sie daher Ihre Anliegen eher durch Andeutungen oder indirekt. Persönliche Differenzen können wiederum nicht nur die Beziehung untereinander beeinträchtigen, sondern auch die Kooperation und schließlich das Arbeitsergebnis. 2. Bedingt durch die teilweise sehr persönlich geführten Geschäftsbeziehungen, werden einige berufliche Themen gern in der Freizeit besprochen und ggf. werden hierbei bereits Entscheidungen gedanklich getroffen oder entwickelt. Dies zeigt noch einmal die Wichtigkeit für Sie, im außerdienstlichen Bereich aktiv zu sein.

Als letzten Gedanken möchten wir Sie noch auf ein Thema aufmerksam machen, was Sie als Führungskraft betreffen könnte: die Motivation Ihrer Mitarbeiter. Achten Sie hierbei vor allem darauf, dass tschechische Mitarbeiter tendenziell eher aus persönlichen Beweggründen für Sie tätig sein wollen, d.h. eine individuelle Belohnung erwarten oder um Ihnen als Mensch einen Gefallen zu tun. Sprich: Haben Sie zu Ihren Mitarbeitern ein gutes Verhältnis, kann dies bedeuten, dass sich die Arbeitsleistungen dadurch verbessern und Ihre Mitarbeiter eher bereit sind, z.B. Überstunden zu leisten oder gewillt sind, neue Ideen zu entwickeln.

Wir haben mehr für Sie: Interkulturelles Training zu Tschechien!

Für den Fall, dass Sie nun zukünftig häufiger mit Kollegen, Mitarbeitern und Geschäftspartnern aus Tschechien im Kontakt und Austausch stehen, möchten wir Ihnen gern ein Interkulturelles Training zu Tschechien empfehlen. Darin können Ihre Themen wie Mitarbeiterführung, Projektmanagement und Verhandlungsführung entsprechend Ihres konkreten Falles individuell besprochen werden, sodass eine kulturell abgestimmte Vorgehensweise nachhaltig entwickelt werden kann.

Unter folgendem Link finden Sie alle bisher erschienen Artikel zu Tschechien.

Literaturtipps zu interkulturellen Trainings und Tschechien

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89

5 Metzner, Christian [2005]: „Deutsche Kulturstandards als Gegenstand interkultureller Trainings für ausländische Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen“, Diplomarbeiten Agentur


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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