Geschäfts­essen im Arabischen Raum

Im Arabischen Raum kommen Geschäfte meist erst dann zum Abschluss, wenn man zu seinem Geschäftspartner eine persönliche Beziehung aufgebaut hat. Eine gute Möglichkeit bietet dabei ein gemeinsames Essen. Da es einige Besonderheiten bei Geschäftsessen mit Arabern zu beachten gibt, möchten wir Ihnen im heutigen Blog-Beitrag die arabische Esskultur ein wenig näher bringen und Ihnen nützliche Tipps für ein Geschäftsessen mit auf den Weg geben.

Die traditionelle arabische Küche ist farbenfroh, abwechslungsreich und verwöhnt Augen, Nase und Gaumen. Charakteristisch dafür sind u.a. die aromatischen und duftenden Gewürze. Ein bestimmtes Nationalgericht kann den einzelnen arabischen Ländern aufgrund ihrer großen Vielfalt nicht zugeordnet werden; jedoch zeichnen sich landestypische und regionale Küchen ab. So sind z.B. Couscous und Bulgur, beides aus Weizengrieß, beliebt und verbreitet. In Restaurants werden zudem gern Gemüse, Lammfleisch, Fisch und verschiedene Arten von Geflügel serviert. Zu fast jedem Gericht wird dabei Fladenbrot gereicht, welches zur Sättigung und auch als Ersatz von Teller und Besteck dient. Ein beliebter Snack sind des Weiteren Falafel – Bällchen aus Kichererbsen.

Ein Geschäftsessen, wie Sie es sicherlich aus Deutschland kennen, gibt es im Arabischen Raum meist nicht. Während des Essens wird oft nicht über Geschäftliches gesprochen. Es dient lediglich der Kontaktpflege, um sich besser kennenzulernen. Nutzen Sie diese Gelegenheit also, um Persönliches über Ihre Gesprächspartner zu erfahren und so eine Vertrauensbasis aufzubauen. Um die Beziehungen untereinander zu stärken, wird vor Ort üblicherweise gemeinsam aus Schüsseln und von Platten gegessen. In modernen Restaurants bekommen Sie nichtsdestotrotz auch individuelle Tellergerichte.

Die linke Hand gilt im Arabischen Raum als unrein, da man sie für die Toilettenhygiene gebraucht. Deshalb sollten Sie niemals mit der linken Hand essen bzw. Dinge mit links übergeben. Ein klassisches arabisches Essen beginnt aGeschäftsessen im Arabischen Raum, Interkulturelles Training, weiße Lüge, Falafeluch deshalb in der Regel mit dem rituellen Händewaschen. Nachdem die Hände gereinigt wurden, werden die Vorspeisen aufgetragen, danach kommen die Hauptgerichte, anschließend die Desserts. Den krönenden Abschluss bildet die Tee- bzw. Kaffeezeremonie. Apropos: Von den Speisen, die einem am nächsten stehen, darf auch am meisten gegessen werden. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz: Sie können somit davon ausgehen, dass der Gastgeber immer darauf achten wird, dass bei Ihnen die aus seiner Sicht leckersten Speisen stehen.

Nutzen Sie „weiße Lügen“

Wenn Sie die Möglichkeit haben, prüfen Sie am besten vor Ihrer Reise in die Arabische Welt, welche Lebensmittel Sie vertragen, da Sie angebotene Speisen bzw. Getränke möglichst nicht ablehnen sollten. Wenn Sie jedoch schon im Vorfeld wissen, ob und in welcher Menge Sie etwas vertragen, können Sie sich und Ihrem Gegenüber eventuelle Unannehmlichkeiten ersparen. Unser Tipp: Mit einer „weißen Lüge“ [diese dient dem Wohl des Belogenen und richtet keinen Schaden an] oder einem mit großen Bedauern ausgedrückten Hinweis auf eine Unverträglichkeit [z.B. aufgrund einer Allergie] können Sie einen möglichen Gesichtsverlust vermeiden.

Im Islam gibt es zahlreiche Speisevorschriften: eine davon betrifft den Verzehr von Schweinefleisch, welcher verboten ist. Schinken, Blutwurst oder auch Gelatine sind nur einige Lebensmittel, die für einen praktizierenden Muslim strengstens verboten sind. Des Weiteren sollte das Fleisch nach islamischen Speiseregeln geschächtet und immer ganz durchgebraten sein; nur dann ist es für einen Muslim „halal“ [nach den islamischen Speisevorschriften erlaubt] und kann ohne Bedenken verzehrt werden. Sollte nun einer Ihrer arabischen Geschäftspartner in Deutschland zu Gast sein, empfiehlt es sich unbedingt, die islamischen Speisevorschriften zu kennen. Achten Sie also bitte darauf, dass ihm oder ihr nur Speisen vorgesetzt werden, die laut der Religion erlaubt sind.

In den meisten islamischen Ländern ist zudem das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten. Wobei die Betonung hier auf „öffentlich“ liegt, denn im privaten Bereich kann das Ganze durchaus anders aussehen. Mit dem Anbieten von Alkohol sollten Sie sowohl in der Öffentlichkeit als auch im privaten Bereich vorsichtig umgehen. Bieten Sie deshalb Ihrem arabischen Gast mehrere Getränke an – darunter kann unter Umständen auch etwas Alkoholisches sein – oder finden Sie im Vorfeld dezent heraus, ob Ihr arabischer Geschäftspartner Alkohol trinkt. So umgehen Sie es, ihn in eine verlegene Situation zu bringen. In der Gegenwart eines streng gläubigen Muslims, von dem Sie wissen, dass dieser keinen Alkohol trinkt, sollten auch Sie, um Respekt zu zeigen, auf das Glas Wein oder Bier verzichten.

Im Zuge unserer Interkulturellen Trainings bieten wir unseren Teilnehmern auch einen gemeinsamen Restaurantbesuch mit unseren Länderexperten an. Dabei können die wichtigsten Grundlagen des Geschäftsessens direkt zu Tisch besprochen und geübt werden.

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zum Arabischen Raum

Weitere nützliche Details zum Thema „Geschäftsessen im Arabischen Raum“ erfahren Sie auch in unseren Interkulturellen Trainings.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Arabischen Raum.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelle Trainings

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Knapp, Karlfried [1995]: „Interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als Qualifikationsmerkmal für die Wirtschaft“, in: Bolten, Jürgen [Hrsg.]: „Cross Culture – interkulturelles Handeln in der Wirtschaft“, Sternenfels/Berlin: Verlag Wissenschaft [&] Praxis, 8-23.

3 Kainzbauer, Astrid [2002]: „Kultur im interkulturellen Training. Der Einfluss von kulturellen Unterschieden in Lehr- und Lernprozessen an den Beispielen Deutschland und Grossbritannien“, Frankfurt a. M./London: IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation.

4 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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