Ihr Kontakt zu japanischen Kollegen

In Japan gibt es einige Besonderheiten in der Geschäftswelt – so z. B. die Bedeutung des Schweigens und die korrekte Verbeugung. Lesen Sie in unserem heutigen Blog-Beitrag, worauf es bei der Kommunikation und Interaktion mit japanischen Kollegen noch ankommt.

Japan ist der viertgrößte Inselstaat der Welt und wird von ca. 127 Millionen Menschen bewohnt. Die bedeutendsten Wirtschafts- und Industriezentren sind Tokio, Yokohama und Osaka, wo zahlreiche internationale Großkonzerne, wie z. B. Mitsubishi, Sony und Honda, ihren Hauptsitz haben. Viele dieser Konzerne besitzen zudem lukrative Standorte oder Tochterunternehmen in Deutschland. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Deutsche und Japaner in bspw. gemeinsamen Automotive-Projekten immer enger zusammenarbeiten.

Vielleicht haben auch Sie sich schon einmal gefragt, worauf Sie beim Kontakt zu japanischen Kollegen achten sollten. Oder Sie haben bereits erste Erfahrungen gemacht und wundern sich nun, weshalb viele Japaner auch in unangenehmen Situationen sehr freundlich und höflich bleiben sowie mit Kollegen und Vorgesetzten schon beinahe „ehrfürchtig“ umgehen… Gern möchten wir Licht ins Dunkel bringen!

Harmonie ist dabei das Schlüsselwort, denn in der japanischen Kultur ist das Streben nach einem harmonischen Miteinander fest verankert. Dies geht auf den Konfuzianismus aus dem 4. und 5. Jahrhundert zurück, der eine durch Regeln und Moralvorstellungen strukturierte Gesellschaft vorsieht. Dieses „Ideal“ findet auch heute noch seine Anwendung in Nippon und bezieht sich auf alle Lebensbereiche; so auch auf das Berufsleben.

Gesicht ≠ Gesicht

So steht also auch beim Kontakt zu Ihren japanischen Kollegen der Erhalt eines harmonischen Verhältnisses stets im Vordergrund. Gehen Sie also höflich und respektvoll mit Ihren japanischen Kollegen um und wahren Sie dabei vor allem das Gesicht des Anderen! Hierbei handelt es sich jedoch nicht um das Gesicht im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr um das Ansehen einer Person. Dieses Konzept hat in Japan eine lange Tradition und soll durch implizite Verhaltensregeln das friedliche Zusammenleben gewährleisten.

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Beim Umgang mit Ihren Kollegen bedeutet dies in der Praxis das Folgende: Versuchen Sie Ihre Gefühle [wie z. B. Ärger, Wut, aber auch Freude] nach Möglichkeit nicht öffentlich zu zeigen, seien Sie zurückhaltend und bescheiden, erheben Sie Ihre Stimme gegenüber Anderen nicht, bringen Sie Ihre Kollegen in keine peinlichen Situationen und sprechen Sie mögliche kritische Punkte nicht offen an. Sollte sich das Letztere allerdings nicht vermeiden lassen, gehen Sie dabei bitte behutsam und eher indirekt vor [bspw. mit Andeutungen], denn im Zuge der Harmonieerhaltung werden Konflikte in Japan – anders als in Deutschland – nur recht zaghaft ausgetragen.

Erst die Gruppe, dann der Einzelne

Darüber hinaus sollten Sie für Ihre Zusammenarbeit wissen, dass sich Japaner tendenziell stärker mit der Gemeinschaft [z. B. der Familie, Universität oder Firma] identifizieren als hierzulande. In vielen westlichen Kulturen steht wiederum der Einzelne und seine individuellen Wünsche im Vordergrund. Dies ist in Japan anders: Hier überwiegen die Interessen der Gruppe, was bedeutet, dass sich jedes Mitglied für das Wohl des Kollektivs einsetzt. Die Gruppe verspricht den Mitgliedern im Umkehrschluss Schutz, Geborgenheit sowie die Loyalität und Hilfsbereitschaft der anderen Mitglieder. Beachten Sie, dass Ihren japanischen Kollegen dieser Ansatz womöglich sehr wichtig sein könnte!

Noch ein paar weitere nützliche Hinweise zum Schluss:

  • Soziale Kontakte innerhalb des eigenen Unternehmens spielen für die meisten Japaner eine wichtige Rolle. Ein informelles Gespräch auf dem Gang oder auch ein gemeinsames Essen nach Feierabend sind daher gern gesehen und fördern den Aufbau einer professionellen und ebenso persönlichen Arbeitsbeziehung zu Ihren Kollegen.
  • Networking [auch „jinmyaku“ genannt] ist in Nippon von großer Bedeutung, denn viele Entscheidungen werden auf Grundlage des eigenen Netzwerkes getroffen. Unterschätzen Sie diesen Punkt nicht!
  • Auch das Beherrschen der japanischen Sprache ist ein entscheidender Vorteil in der Zusammenarbeit. Zwar erwartet niemand von Ihnen, dass Sie fließend Japanisch sprechen, versuchen Sie aber dennoch ein paar Worte zu erlernen [z. B. „Konnichiwa“ – Guten Tag oder „Doumo arigatou“ – Vielen Dank]. Dies werden Ihre Kollegen sicherlich zu schätzen wissen und zeigt ferner Ihren guten Willen.

Wie Sie sehen, gibt es bei der Zusammenarbeit mit japanischen Kollegen einige Dinge zu berücksichtigen. Beachten Sie bitte, dass der obige Blog-Beitrag dabei jedoch nur als ein erster kurzer Einstieg in diese Thematik dienen kann.

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training + weitere Artikel zu Japan

Sollten Sie z. B. Unterstützung bei Verhandlungen mit japanischen Kunden oder der Führung von internationalen Teams oder Projekten benötigen, stehen wir Ihnen gern mit unserem Interkulturellen Training zum Zielland Japan zur Seite. Unter dem folgenden Link finden Sie weiterführende Informationen zu diesem konkreten Angebot.

Alle bisher erschienen Artikel zu Japan finden Sie hier.

Aktuelle Lesetipps zum Thema „interkulturelles Training“

1 Baudysova, Lenka [2010]: „Managing Diversity: Interkulturelles und Gender Training als Ausgangspunkte für Diversity Training“, Saarbrücken: VDM Verlag

2 Kuntze, Christian A. [2013]: „Interkulturelles Training: Vorbereitungsmaßnahmen deutscher Mitarbeiter für den Auslandseinsatz“, Saarbrücken: VDM Verlag

3 Köppel, Petra [2003]: „Kulturerfassungsansätze und ihre Integration in interkulturelle Trainings“, Norderstedt: BoD – Books on Demand

4 Schwartz, Annika [2012]: „Interkulturelle Teams: Die Wirksamkeit interkultureller Trainings zur Verbesserung der Zusammenarbeit interkultureller Teams“, AV Akademikerverlag

5 Metzner, Christian [2005]: „Deutsche Kulturstandards als Gegenstand interkultureller Trainings für ausländische Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen“, Diplomarbeiten Agentur


Über Sophie Humpisch

Ich habe Wirtschaftskommunikation und Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz studiert. Im Zuge meiner akademischen Ausbildung war ich selbst über einen langen Zeitraum im Ausland und habe interkulturelle Unterschiede am eigenen Leib erfahren. Seit April 2014 bin ich bei Eidam & Partner für die Betreuung und Akquise neuer Fachexperten verantwortlich. Unser Unternehmen ist ein weltweiter Anbieter von Interkulturellem Training, Coaching, eLearning und Consulting für mehr als 80 Zielländer. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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