Vietnam: Tipps für die Geschäftswelt

Südostasien kann bereits seit vielen Jahren zahlreiche wirtschaftlich erfolgreiche Länder vorweisen. Hierzu zählen allem voran Singapur und Malaysia. Vietnam gehörte lange nicht zu den wirtschaftlichen Motoren dieser Region, hat jedoch in den letzten 20 Jahren durch die als „Doi Moi“ bezeichneten Reformen eine positive wirtschaftliche Entwicklung vollzogen: Nicht nur die Exporte haben deutlich zugenommen, auch die Anzahl ausländischer Investoren hat sich deutlich vervielfacht. Dies ist der Grund, weshalb wir dieses Land und seine kulturellen Besonderheiten der Geschäftswelt im ersten Blog-Beitrag des Jahres 2016 genauer betrachten wollen.

Innerhalb der EU gilt Deutschland als wichtigster Handelspartner Vietnams. Da die Beziehungen beider Länder durch die zahlreichen Vertragsarbeiter in der ehemaligen DDR historisch intensiv verwurzelt sind, gibt es besonders gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche wirtschaftliche Kooperation. Grundlage hierfür ist jedoch auch Wissen zum Land und Interkulturelle Kompetenz. Gern möchten wir deshalb die wichtigsten Grundlagen für Sie darstellen.

Zunächst einmal sind in Vietnam Hierarchien und das damit verbundene Senioritätsprinzip oftmals ein bedeutender Faktor. Dabei entscheiden das Alter und die Unternehmenszugehörigkeit über die hierarchische Stellung. Auch die Orientierung auf eine übergeordnete Gruppe [z.B. Unternehmen oder Familie] ist von großer Bedeutung. Von jedem Gruppenteilnehmer wird ein bestimmtes Verhalten erwartet, Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und es wird versucht, einen Konsens zu finden, welcher mitunter eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen kann. Individuelle Meinungen und Belange finden vor Ort eher weniger Berücksichtigung. Diese Tatsachen können insbesondere für Ihre Verhandlungsführung vor Ort ein wichtiger Aspekt sein.Geschäftswelt, Vietnam-Business, Tet, Interkulturelles Training Vietnam

Als weiteren relevanten Punkt sollten Sie Ihre Art der Kommunikation hinterfragen. Deutsche neigen häufig dazu, Dinge offen und ohne zu zögern, anzusprechen. In Vietnam erfolgt dies jedoch in der Regel genau entgegengesetzt – also indirekt. Seien Sie hierbei vor allem bei der Formulierung von kritischen Sachverhalten vorsichtig und drücken Sie Ihr Anliegen mehr als Bitte und mit Hilfe von Andeutungen aus. Eng damit verbunden ist in Vietnam auch der Wunsch nach der „Wahrung des Gesichts“, also des Ansehens einer Person sowie der Erhalt der Harmonie. In diesem Zusammenhang ist auch das Zeigen von Gefühlen, wie z.B. Wut, vor Ort eher unüblich. Berücksichtigen Sie dies insbesondere im Umgang mit Ihren Kollegen und Mitarbeitern. Es kann durchaus vorkommen, dass Ihnen aus Unsicherheit oder Verlegenheit ungern die Wahrheit gesagt wird. Achten Sie also auf Details in der Kommunikation und versuchen Sie, typische Verhaltensmuster [z.B. das Lächeln] richtig zu deuten.

Vertrauensvolle Beziehungen sind das „A und O“

Wie in vielen asiatischen Ländern ist auch in Vietnam die Beziehungsorientierung von großer Bedeutung. Geschäftliche Tätigkeiten werden daher zumeist erst nach einer längeren Kennenlernphase aufgenommen, da die Person sowie die Beziehung im Vordergrund stehen und [noch] nicht die geschäftliche Kooperation. Bedenken Sie dies auf Ihren Geschäftsreisen und beim Kontakt zu potentiellen Geschäftspartnern, indem Sie am Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung arbeiten. Durch einen vietnamesischen Vermittler kann Ihr Geschäftsaufbau zusätzlich unterstützt werden, wodurch Sie andere Kontaktkreise besser und schneller erschließen können. Nehmen Sie sich in jedem Fall ausreichend Zeit und sprechen Sie mit Ihrem Gegenüber nicht nur über Geschäftliches, sondern auch über private Themen. Ihre Geduld wird sicher belohnt werden.

Als unterstützender Faktor für Ihre Beziehungspflege zu Vietnamesen ist Wissen zum Land, zu kulturellen Besonderheiten und z.B. Festlichkeiten sehr nützlich. In diesem Zusammenhang wird übrigens am 08. Februar in Vietnam „Tet Nguyen Dan“ gefeiert – das vietnamesische Neujahr. Es ist der wichtigste Feiertag des Landes und 2016 wird nun als Jahr des Affen begrüßt. Sollten Sie mit vietnamesischen Kunden und Geschäftspartnern im engen Kontakt stehen, freuen sich diese sicherlich über einen netten Neujahrsgruß oder eine Postkarte. „Chuc mung nam moi“ bedeutet dabei so viel wie „Ein frohes neues Jahr“!

Sollten Sie in dieser Zeit geschäftlich vor Ort sein, gibt es übrigens einige Besonderheiten zu beachten. So können Sie vor dem Feiertag als Führungskraft Ihren Mitarbeitern rote Umschläge mit Geldbeträgen überreichen. Diese Geste ist gern gesehen und soll Glück verheißen. Außerdem gilt es besonders an „Tet“, Schimpfwörter zu vermeiden, ebenso wie das Tragen von schwarzer und weißer Kleidung. All dies sind Dinge, die Unglück für das neue Jahr bringen. Weiterhin sollten Sie keine spontanen Besuche bei vietnamesischen Bekannten tätigen und nur auf spezielle Einladung erscheinen. Hintergrund ist, dass Gäste an diesem Tag symbolisch für die Entwicklung des Jahres für die besuchte Familie stehen. Gern gesehen sind daher z.B. vermögende Gäste mit Kindern, die im vergangenen Jahr viel Glück hatten.

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training + weitere Artikel zu Vietnam

Dies sind zunächst nur einige wenige grundlegende Hinweise. Sollten Sie im Zuge eines Projektes im intensiven Austausch mit Vietnamesen stehen, vor Ort als Führungskraft tätig sein oder sollte Ihnen eine Entsendung nach Hanoi bevorstehen, empfehlen wir Ihnen unser Interkulturelles Training Vietnam, zu dem Sie auf den folgenden Seiten weitere Informationen erhalten.

Alle bisher erschienen Artikel zu Vietnam finden Sie hier.

Aktuelle Lesetipps zum Thema „interkulturelles Training“

1 Baudysova, Lenka [2010]: „Managing Diversity: Interkulturelles und Gender Training als Ausgangspunkte für Diversity Training“, Saarbrücken: VDM Verlag

2 Kuntze, Christian A. [2013]: „Interkulturelles Training: Vorbereitungsmaßnahmen deutscher Mitarbeiter für den Auslandseinsatz“, Saarbrücken: VDM Verlag

3 Köppel, Petra [2003]: „Kulturerfassungsansätze und ihre Integration in interkulturelle Trainings“, Norderstedt: BoD – Books on Demand

4 Schwartz, Annika [2012]: „Interkulturelle Teams: Die Wirksamkeit interkultureller Trainings zur Verbesserung der Zusammenarbeit interkultureller Teams“, AV Akademikerverlag

5 Metzner, Christian [2005]: „Deutsche Kulturstandards als Gegenstand interkultureller Trainings für ausländische Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen“, Diplomarbeiten Agentur


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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