Julfest: Weihnachten in Skandinavien

Die Weihnachtszeit wird weltweit ganz unterschiedlich zelebriert. Wir nehmen dies alljährlich zum Anlass, um für unsere Leser in Erfahrung zu bringen, wie andere Kulturen dieses Fest erleben. Dabei werfen wir in diesem Jahr einen Blick in den hohen Norden und möchten Ihnen zeigen, wie in Skandinavien gefeiert wird. Weihnachten, welches dort als „Julfest“ bezeichnet wird, hat seinen Ursprung in alten Ernte- und Mittwinter-Bräuchen. Was dahinter steckt, welche Besonderheiten in den einzelnen Ländern existieren und was Sie als Gast vor Ort erwartet, erfahren Sie im heutigen Blog-Beitrag.

Die weihnachtlichen Bräuche haben in Skandinavien neben regionalen Besonderheiten auch einige Gemeinsamkeiten, welche nun kurz beispielhaft genannt werden sollen: In vielen skandinavischen Ländern wird bereits am 13. Dezember das Luciafest [Lichterfest] gefeiert. Bis ins 18. Jahrhundert fiel dieser Tag auf die Wintersonnenwende und man gedachte damit dem kürzesten Tag des Jahres. Zudem ist es in Skandinavien weit verbreitet, dass man am Heiligabend gern Milchreis verspeist, in dem eine Mandel versteckt ist. Wer diese Mandel in seiner Portion findet, erhält ein Geschenk und hat zusätzlich im folgenden Jahr besonders viel Glück. Obwohl die meisten Skandinavier keine konstanten Kirchengänger sind, zieht es überdies viele Familien über Weihnachten in die Kirche. Kommen wir nun jedoch zu den länderspezifischen Besonderheiten:

Dänemark: Das Festmahl in Dänemark ähnelt dem Deutschen. Häufig gibt es Gans oder Ente mit Rotkohl. Ein dänischer Brauch ist, dass man vor die Tür oder auf den Dachboden eine Schüssel Grütze oder Milchreis stellt. Diese ist für die Weihnachtsnisse, eine Art Weihnachtswichtel, gedacht. Oftmals werden, wie in vielen skandinWeihnachten in Skandinavien, Julfest, Interkulturelles Trainingavischen Ländern, auch Julebuks [Ziegenbockfiguren aus Stroh] aufgestellt. Das weihnachtliche Symbol des Ziegenbocks hat seinen Ursprung in der germanischen Religion und verkörpert die alljährlich wiederkehrende Fruchtbarkeit des Bodens. Eine Besonderheit in Dänemark ist außerdem die Kalenderkerze, deren Tagesabschnitte täglich bis zum 24. Dezember heruntergebrannt werden.

Finnland: In Finnland heißt der Weihnachtsmann Joulupukki. Dieser kommt vom Berg Korvatunturi in Lappland. Sein Rentier trägt den Namen Petteri Punakuono. Dieses gilt übrigens als Vorbild für den überall bekannten Rudolph the Red-Nosed Reindeer. Kulinarisch gehören in Finnland Weihnachtsschinken, Kartoffelauflauf und Rote-Bete-Salat auf den Tisch. Hinzukommen Lebkuchen, die jedoch anders schmecken als hierzulande, und Blätterteigtaschen gefüllt mit Pflaumenmus. Der Weihnachtspunsch in Finnland nennt sich Glögi und ist oftmals mit Johannisbeersaft verfeinert. Typisch Finnisch ist auch das gemeinschaftliche Saunabad am 24. Dezember.

„Jultomte“ und „Julenisse“

Schweden: Der Höhepunkt der Festivitäten in Schweden ist der Heiligabend. Hierzu werden die traditionellen Speisen des Julbords [festliches Buffet] aufgetischt. Wichtig ist hierbei wie in Finnland der Weihnachtsschinken. Süßigkeiten wie Toffee, Schokolade aber auch Früchte und Nüsse sind zur Weihnachtszeit außerdem sehr bliebt. Der Glühwein mit Mandeln und Beeren nennt sich in Schweden übrigens Glögg. Wie hierzulande werden auch in Schweden die Geschenke am 24. Dezember verteilt. Nach dem Essen versammelt sich die Familie um den Weihnachtsbaum und öffnet die Geschenke, die von Jultomte, dem schwedischen Weihnachtsmann, gebracht werden.

Norwegen: Das traditionelle norwegische Festessen besteht aus Schweine- oder Lammrippchen mit Kartoffeln, norwegischem Sauerkraut sowie Steckrüben. Für Kinder gibt es eine besondere Weihnachtslimonade – „Julebrus“ ist rot, süß und nur zur Weihnachtszeit erhältlich. Eine weitere Besonderheit ist ein spezieller Weihnachtskuchen. Der „Julekake“ besteht aus Rosinen und Kardamom. Am Weihnachtsabend werden die Kinder von den Julenissen beschenkt, einer Mischung aus Wichteln und Nikolaus. Der Weihnachtsbaum wird neben herkömmlichem Weihnachtsschmuck übrigens auch mit kleinen norwegischen Flaggen geschmückt. Ein gemeinsamer Tanz um den Baum ist zudem in Norwegen sehr beliebt. Am 2. Weihnachtsfeiertag verkleiden sich dann die Kinder und bitten in der Nachbarschaft um Süßigkeiten.

Island: Kulinarisch existieren in Island einige Besonderheiten: Häufig wird dort Weihnachtslamm und selbstgemachtes Bier serviert. Auch geräucherte Speisen wie Fisch sind sehr beleibt. Als Weihnachtsmann fungieren in Island die „13 Weihnachtszwerge von den Bergen“. Obwohl der Sage nach diese den Menschen früher Streiche gespielt haben, bringen sie den Kindern in Island mittlerweile die Geschenke. Sie kommen ab dem 12. Dezember aus den Bergen zu den Menschen. Jeden Tag kommt einer von ihnen hinzu, bis am Heiligabend alle 13 zusammen sind. Danach geht Tag für Tag wieder einer zurück, bis am 6. Januar, wieder alle weg sind. Jeder der 13 isländischen Weihnachtszwerge trägt einen ganz speziellen Namen. Ins Deutsche übersetzt heißen sie u.a. wie folgt: „Kochlöffellecker“, „Kerzenschnorrer“, „Türschlitzschnüffler“, „Fensterglotzer“ und „Wurststibitzer“.

Wie man erkennen kann, gibt es in den skandinavischen Ländern zahlreiche Gemeinsamkeiten sowie jedoch auch regionale Besonderheiten! Wir hoffen, Ihnen hat der Ausflug zu den nordischen Weihnachtstraditionen gefallen. In diesem Sinne bedanken wir uns bei allen Lesern unseres Blogs für Ihre Treue. Auch im nächsten Jahr warten wieder spannende Beiträge rund um die Themen Interkulturelle Kommunikation und Interkulturelles Training auf Sie. Wir wünschen Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute sowie Gesundheit für das kommende Jahr!

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Literaturtipps zu interkulturellen Trainings und Skandinavien

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89

5 Metzner, Christian [2005]: „Deutsche Kulturstandards als Gegenstand interkultureller Trainings für ausländische Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen“, Diplomarbeiten Agentur


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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