Nach Deutschland ist Frankreich die zweitwichtigste Industrienation Europas und gilt im weltweiten Ranking als fünftgrößte Wirtschaftsmacht. Neben dem Dienstleistungssektor sind u.a. die Bereiche Automobilbau und Luftfahrt die tragenden Säulen der französischen Wirtschaft. Frankreich gilt dabei auch als beliebter Standort für Auslandsinvestitionen, wobei Deutschland der wichtigste Handelspartner der „Grand Nation“ ist. Auf was Sie beim Kontakt zu französischen Geschäftspartnern im Businessalltag achten sollten, verrät Ihnen unser heutiger Blogbeitrag!
Bevor man sich mit dem französischen Geschäftsleben beschäftigt, ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, welche typischen Stereotype die Deutschen von den Franzosen bzw. diese von den Deutschen im Kopf haben.
In Deutschland ist das Bild des pfiffigen französischen „Filou” verbreitet. Die Fantasie, das „Savoir vivre” und die Flexibilität der Franzosen werden bewundert. Kommt es jedoch zur Zusammenarbeit im geschäftlichen Bereich, so wandelt sich diese Bewunderung schnell in Frustration. Dann werden eher die Unzuverlässigkeit, die Unordnung und Unberechenbarkeit bemängelt.
Der typische Deutsche wird in Frankreich als diszipliniert, pünktlich und detailverliebt angesehen. Diese Eigenschaften werden durchaus als positiv bewertet. Jedoch werden die Deutschen von französischer Seite auch als unflexibel und stur empfunden. Weit verbreitet ist in Frankreich das Stereotyp der deutschen „Dampfwalze”, die rücksichtslos den Gesprächspartner mit detaillierten Plänen und Fakten überrollt.
Persönliche Beziehungen und Flexibilität
Trotz der geographischen Nähe zum Nachbarland sind die kulturellen Unterschiede überraschend groß. Für Ihren Geschäftsalltag möchten wir Ihnen daher folgende Tipps mit auf den Weg geben:
- Anders als in Deutschland sind die Lebensbereiche „Arbeit“ und „Freizeit“ in Frankreich nicht so stark getrennt. Beziehen Sie an passender Stelle auch private Gesprächsthemen in den Geschäftskontakt mit ein und versuchen Sie, eine emotionale Bindung aufzubauen. Ein regelmäßiger Kontakt ist dabei sehr wichtig, da eine persönliche Vertrauensbasis die Grundlage für die Zusammenarbeit und für erfolgreiche Verhandlungen darstellt.
- Das Erlernen der französischen Sprache ist zu einem gewissen Grad unumgänglich, wenn Sie keinen Dolmetscher hinzuziehen möchten sowie auch im Hinblick auf den Aufbau einer persönlichen Beziehung. Sowohl bei inhaltlichen als auch sprachlichen Unklarheiten sollten Sie sich aber nicht scheuen, immer nachzufragen.
- Kritik sollte in Frankreich nur äußerst taktvoll und diplomatisch vermittelt werden. Dies trifft in besonderem Maße auf die Kommunikation mit hierarchisch höher gestellten Personen zu. Um Kritisches anzusprechen, werden in Frankreich in der Regel persönliche Gespräche bevorzugt. In Deutschland werden bekanntermaßen alle Aspekte eines Themas – egal ob positiv oder negativ – klar und deutlich angesprochen. Dies wird von Franzosen meist als plump und unhöflich empfunden.
- Besonders für Deutsche wird eine Schwierigkeit im Frankreichgeschäft darin bestehen, Veränderungen und Terminverschiebungen zu akzeptieren. Kalkulieren Sie im Vorfeld bereits mehr Zeit ein und versuchen Sie, auch inhaltliche Flexibilität zu gewährleisten. Geben Sie Ihrem französischen Partner dennoch nicht das Gefühl, dass er mit Ihnen „spielen” und Sie „testen” kann. Fassen Sie freundlich aber bestimmt nach, wenn Sie das Gefühl haben, zu lange vertröstet zu werden.
- Etikette, gute Tischsitten und Umgangsformen sind in Frankreich sehr wichtig und haben einen höheren Stellenwert als in Deutschland. Beachten Sie dies insbesondere bei Geschäftsessen!
Empfehlung: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu Frankreich
Diese Punkte stellen selbstverständlich nur einige von vielen Themen dar, die beim Kontakt mit Franzosen im Geschäftsalltag zu berücksichtigen sind! Wichtige weiterführende Informationen erhalten Sie durch unser Interkulturelles Training über Frankreich!
Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Frankreich.
Literaturempfehlungen rund um interkulturelles Training und Frankreich
1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.
2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag
3 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag
4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89
5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.