Konfliktmanagement in der Arabischen Welt

Die Arabische Welt ist aktuell stark in den Medien vertreten, häufig leider mit negativen Schlagzeilen, so etwa mit den Konflikten im Nahen Osten. Um das Thema Konflikte soll es auch in unserem heutigen Blog-Beitrag gehen. Darin möchten wir Ihnen erläutern, wie Sie bei Konflikten in der Zusammenarbeit mit arabischen Geschäftspartnern umgehen sollten.

Wenn Sie in den arabischen Ländern Geschäfte tätigen möchten, reicht es bei Weitem nicht aus zu wissen, wie Araber denken und handeln. Für den Aufbau einer guten und langfristigen Geschäftsbeziehung sollten Sie der Kultur, Religion und Lebensweise mit Respekt begegnen. Dabei ist es grundlegend so, dass Sie mit einem positiven Feedback in der arabischen Geschäftswelt mehr als mit Kritik erreichen. Lob und Aufmunterungen können Sie ruhig öfter einsetzen, als Sie es vielleicht normalerweise gewohnt sind.

Nun kann es durchaus vorkommen, dass Sie in Situationen geraten, in denen Sie „gezwungen“ sind, etwas zu beanstanden. Am Arbeitsplatz, vor den Augen der Belegschaft, sollten Sie jedoch möglichst sparsam mit Kritik umgehen, um einen Gesichtsverlust des betroffenen Kollegen zu verhindern. Bitten Sie ihn zu einem Vieraugengespräch und formulieren Sie Ihre Kritik so, dass er in der Lage ist, diese zu akzeptieren und positiv umzusetzen.

Die Sach- und die Personenebene werden im arabischen Kulturraum nicht getrennt. So wird sachlich formulierte Kritik immer auch persönlich genommen. In den meisten Fällen führt eine zu direkt formulierte Aussage zu einer Störung der Beziehungsebene. Aufgrund dessen ist es für Deutsche unumgänglich sich einen indirekten Kommunikationsstil anzueignen. Wenn Sie Kritik an einem hierarchisch Gleichgestellten üben, sollten Sie immer auf einen kooperativen und aufwertenden Unterton achten.

Überhören, ignorieren und ausweichenKonfliktmanagement in der Arabischen Welt, Interkulturelles Training Arabische Welt

Überhören, ignorieren, die Beziehung ins Leere laufen lassen, ausweichen oder die Situation verharmlosen – das sind die üblichen Reaktionen, mit denen Araber auf Konflikte reagieren. Selbstverständlich muss immer bedacht werden, dass jeder Mensch ein Individuum ist und auch vollkommen konträr zu diesen kulturellen Mustern handeln kann. Wenn sich Ihr Geschäftspartner lange nicht mehr bei Ihnen gemeldet hat, kann dies – muss aber nicht – ein Hinweis auf eine Beziehungsstörung sein.

Sollten Sie nun in eine Konfliktsituation mit Ihrem arabischen Partner geraten, ist es definitiv der falsche Weg, ihn direkt mit dem Problem zu konfrontieren. Ebenfalls wenig zielführend ist, die Angelegenheit sofort „aus dem Weg räumen“ zu wollen, indem direkter Widerspruch erhoben oder auf direkte Klärung bestanden wird. Mit diesem Verhaltensmuster kommen Sie vielleicht im deutschsprachigen Raum weiter, nicht aber in der Arabischen Welt.

In Konfliktsituationen gehen Araber meist sehr temperamentvoll miteinander um. Nach einem großen Gewitter herrscht oft schnell wieder eitel Sonnenschein. Nicht so jedoch bei Auseinandersetzungen mit Europäern. Zurückzuführen ist dies auf die schlechten Erfahrungen, die die Araber in den letzten Jahrhunderten aufgrund der Kolonialisierung mit dem Westen gemacht haben. Die Eskalation eines Konflikts kann einen Beziehungsabbruch nach sich ziehen. Da dieser nicht wie in Deutschland direkt kommuniziert wird, könnte man ihn in der Arabischen Welt leicht übersehen, wenn man nicht über die nötigen Kulturkenntnisse verfügt. Wichtig ist dabei, auf versteckte Signale wie bestimmte Mimiken und Gesten zu achten.

In einer kollektivistisch orientierten Gesellschaft muss das Gesicht der Gruppe immer gewahrt werden. Loyalität und Ehre stehen über sachlichen Fakten. Es gilt, Konflikte innerhalb der Gemeinschaft unbedingt zu vermeiden, bzw. bestehende Spannungen zu beseitigen. Der Ausgleich beider Parteien steht stets vor der Klärung des eigentlichen Problems. Nachstehend listen wir Ihnen noch einmal die wichtigsten Punkte auf, die Sie bei der Konfliktlösung beachten sollten:

  • Konflikte im Vorfeld abschwächen
  • Gemeinsamkeiten betonen, aufwertende Worte verwenden, versöhnende Gesten
  • Gesichtsverlust des Gegenübers vermeiden – auch dann, wenn Sie im Recht sind
  • Bei der Konfliktlösung Einzelgespräche führen, dabei die Hierarchien beachten
  • Auf die Beziehungsebene wechseln
  • Wenn keine Einigung absehbar ist, Vermittler einschalten

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zum Arabischen Raum

Weitere wichtige Inhalte zum Thema „Doing Business in der Arabischen Welt“ wie z.B. Zeitmanagement und Verhandlungsführung erfahren Sie durch unser Interkulturelles Training Arabische Welt von Eidam & Partner.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Arabischen Raum.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelle Trainings

Interkulturelles Training Arabische Welt1 Götz, Klaus [2010]: „Interkulturelles Lernen/Interkulturelles Training [Managementkonzepte]“, München/Mering: Rainer Hampp Verlag

2 Karasjew, Michael [2014]: „Entwicklung interkultureller Kompetenz in der betrieblichen Weiterbildung: Interkulturelle Trainings und Methoden“, Norderstedt: GRIN Verlag

3 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

4 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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