Als Geschäftsfrau im Arabischen Raum

Businesskontakte zu Arabern halten insbesondere für Frauen viele Fettnäpfchen bereit. Was Sie als Geschäftsfrau im Bezug auf Körperkontakt, Anerkennung und Kleidung beachten sollten, erfahren Sie im heutigen Blog-Beitrag.

Die Migration von Zuwanderern aus dem Arabischen Raum bringt, wie die letzten Wochen und Monate zeigen, viele Chancen aber auch Herausforderungen mit sich. Dabei gibt es einige kulturelle Besonderheiten, die viele Migranten aus ihrer muslimisch geprägten Heimat anders gewohnt sind. Dies gilt zum Beispiel für die Rolle der Frau oder den Umgang mit ungewohnten Nahrungsmitteln [wie z.B. Schweinefleisch und Alkohol].

Einige dieser Themen haben nicht nur Einfluss auf das Alltagsleben in Deutschland. Sondern Sie sollten jene Themen auch für Ihre Businesskontakte zu Arabischen Ländern unbedingt berücksichtigen. Auf eines davon – und zwar die Rolle der Frau – wollen wir im heutigen Blog-Beitrag etwas intensiver eingehen.

In vielen arabischen Ländern sind die Lebensbereiche nach Geschlechtern unterteilt. Insbesondere im öffentlichen Raum sind tendenziell eher Männer anzutreffen. Dies ist jedoch innerhalb der Arabischen Welt mitunter sehr heterogen ausgeprägt. In den modernen Golfstaaten, wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, agieren Frauen in den letzten Jahren viel selbstverständlicher im Alltags- sowie Geschäftsleben als vergleichsweise in Saudi-Arabien.

Vermeiden Sie direkten Körperkontakt

Wenn Sie als Geschäftsfrau im Arabischen Raum tätig sind, sollten Sie unbedingt direkten Körperkontakt bzw. Umarmungen mit Männern vermeiden. Wird Ihnen die Hand gereicht, erfolgt ein kurzes Händeschütteln. In Ländern hingegen, die stark religiös-konservativ geprägt sind [wie Saudi-Arabien], wird auch der Händedruck mit Personen des anderen Geschlechts gemieden, da dieser ebenfalls als unsittsam gilt. In diesem Fall wäre ein kurzer Blickkontakt und ein höfliches Kopfnicken völlig ausreichend.  Geschäftsfrau, Arabien, Körperkontakt, Begrüßung, Interkulturelles Training Arabien

Zudem sollten Sie als Frau insbesondere in diesen religiös-traditionell orientierten Ländern auf die gegengeschlechtliche Distanz achten. Besonders respektiert werden Frauen, wenn sie freundlich, höflich und zugewandt, unter Beachtung der Körperdistanz, sowie schlicht gekleidet auftreten. Bitte beachten Sie: Saudi-Arabien ist das einzige arabische Land, in dem Sie sich auch als europäische Frau an die lokalen Kleidervorschriften halten müssen, wozu die „Abaya“ [eine Art Mantel, welcher vom Hals bis zu den Füßen reicht] sowie eine Kopfbedeckung gehört.

Unverheiratete Frauen sollten ganz besonders auf einen angemessenen Körperabstand zu Geschäftspartnern des anderen Geschlechts achten. Dieses Verhalten vermittelt moralische Unverletzlichkeit und verschafft der Geschäftsfrau Respekt. Verheiratete Frauen genießen übrigens vor Ort besonderes Ansehen, umso mehr wenn sie Kinder haben. Bei älteren Frauen greift zudem das Senioritätsprinzip: Je älter diese sind, desto eher werden sie als Entscheidungsträgerinnen und Respektpersonen anerkannt.

Die richtige Interpretation ist gefragt

In Saudi-Arabien kann es Ihnen als Frau also durchaus passieren, dass Ihnen von Ihrem saudischen Geschäftspartner beim ersten Kennenlernen nicht die Hand gereicht wird und auch keinerlei Augenkontakt hergestellt wird. Dies ist jedoch keinesfalls so zu interpretieren, dass Sie als Frau absichtlich ignoriert werden. Vielmehr ist es strenggläubigen Muslimen schlichtweg nicht gestattet, eine fremde Frau zu berühren oder anzusehen. Dieses Verhalten geht ebenfalls nicht damit einher, dass Sie als Frau in Bezug auf Ihre beruflichen Fähigkeiten weniger geschätzt oder nicht respektiert werden.

Wichtig für Sie ist dabei vor allem, dass Sie dieses Verhalten möglichst nicht persönlich nehmen und richtig einordnen. Arabische Geschäftsleute haben sich im Allgemeinen heutzutage vermehrt daran gewöhnt, dass auch immer mehr Frauen verantwortungsvolle Posten innehaben. Apropos, Geschäftsfrauen verschaffen sich am besten Respekt, indem sie mit fachlichen Kompetenzen, einem akademischen Titel, einer gehobenen Position und Kenntnissen über die arabische Kultur und Verhaltensregeln glänzen.

Sollte es dennoch vorkommen, dass Sie sich als Geschäftsfrau nicht durchsetzen können, kann es hilfreich sein, eine männliche Begleitperson und/oder eine Handlungsvollmacht zu haben.

Empfehlung: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zum Arabischen Raum

Für vertiefendes Wissen, insbesondere für längere Projektaufenthalte, Verhandlungen oder Ihre Entsendung [z.B. nach Dubai] empfehlen wir Ihnen überdies unser Interkulturelles Training Arabien, zudem Sie hier weitere Informationen erhalten.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Arabischen Raum.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelles Training und die Arabische Welt

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Knapp, Karlfried [1995]: „Interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als Qualifikationsmerkmal für die Wirtschaft“, in: Bolten, Jürgen [Hrsg.]: „Cross Culture – interkulturelles Handeln in der Wirtschaft“, Sternenfels/Berlin: Verlag Wissenschaft [&] Praxis, 8-23.

3 Kainzbauer, Astrid [2002]: „Kultur im interkulturellen Training. Der Einfluss von kulturellen Unterschieden in Lehr- und Lernprozessen an den Beispielen Deutschland und Grossbritannien“, Frankfurt a. M./London: IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation.

4 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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