Ihre Business­kontakte in bella Italia

Italien ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsziel bei uns Deutschen. Auch die wirtschaftlichen Verflechtungen haben sich in den letzten Jahren zwischen beiden Nationen immer weiter intensiviert. Was in der italienischen Geschäftswelt anders läuft als hierzulande, lesen Sie in unserem heutigen Blog-Beitrag.

Den Menschen jeder Nation werden bestimmte charakteristische Eigenschaften zugeschrieben, so auch Italienern und Deutschen. Anhand vieler Studien wurde dazu bereits intensiv geforscht: Italiener gelten in den Augen der Deutschen als kultiviert, temperamentvoll, aber auch als unzuverlässig. Deutsche wiederum werden von den Italienern als fleißig, pünktlich aber ebenso als schlecht gekleidet und stur empfunden. Auf den ersten Blick scheint eine Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Kulturen schwierig, aber nicht unmöglich. Wir helfen Ihnen, einige italienische Businessgepflogenheiten besser zu verstehen.

Besonders wichtig für Ihre Geschäftsbeziehungen mit Italienern ist die sogenannte „bella figura“. Dabei handelt es sich um ein stark ausgeprägtes Identitätsbewusstsein sowie das eigene kulturelle Selbstverständnis.

„Bella figura“ als Lebenseinstellung

Die „bella figura“ bedeutet im Alltag u. a. einen respektvollen und höflichen Umgang mit anderen Menschen, gegenseitige Wertschätzung, eine positive Selbstdarstellung, Etikette und gutes Benehmen. Auf diese Weise wird eine Atmosphäre geschaffen, mit der sich alle Gesprächspartner wohlfühlen. So sollen zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut werden, welche auch kritischen Situationen Stand halten können. Außerdem spielt in diesem Zusammenhang ein modischer Kleidungsstil eine wichtige Rolle; sowohl bei Männern als auch bei Frauen – unabhängig von Alter und sozialer Schicht.

Was bedeutet dies für Ihre Businesskontakte? Italiener sind meist sehr beziehungsorientiert und somit auf ein angenehmes zwischenmenschliches Miteinander bedacht. Sollten Sie einmal etwas Negatives ansprechen müssen, wie z. B. in einem Meeting oder Mitarbeitergespräch, ist Vorsicht geboten.Bella figura, Italien, Business, Beziehung, Kritik, Höflichkeit, Interkulturelles Training

Verzichten Sie hier auf die „deutsche Art“, das Vorgehen oder die Vorschläge eines Mitarbeiters direkt zu hinterfragen oder anzugreifen. So würden Sie die von den meisten Italienern angestrebte positive Grundstimmung gefährden. Darüber hinaus wird in Italien nur bedingt zwischen Sach- und Beziehungsebene unterschieden. Es kann Ihnen also durchaus passieren, dass die Kritik auf beruflicher auch auf persönlicher Ebene zu Buche schlägt.

Sollten Sie einem Mitarbeiter nun doch einmal negatives Feedback geben müssen, gehen Sie am besten wie folgt vor: Betreiben Sie zunächst ein wenig Small Talk [Sport, Familie o. ä.]. Äußern Sie daraufhin Ihre Punkte; tun Sie dies bitte unbedingt in einem persönlichen Gespräch ohne weitere Mitzuhörer. Auf diese Weise schützen Sie die „bella figura“ Ihres Gesprächspartners. Seien Sie hier auch vorsichtig bei Ihrer genauen Wortwahl, denn mit indirekten Formulierungen kommen Sie weiter als mit klaren Ansagen.

Noch ein paar Tricks…

Neben dem ausgeprägten Identitätsbewusstsein, wollen wir Ihnen für Ihr Italienbusiness noch ein paar weitere relevante Hinweise mit auf den Weg geben:

  • In den italienischen Unternehmen herrscht meist eine traditionelle Rollenverteilung. Alle wichtigen Entscheidungen laufen über den Vorgesetzten. Alleingänge von Mitarbeitern sind nicht üblich.
  • Die Familie nimmt in Italien eine wichtige Rolle ein; sie steht sogar vor dem Business und der Karriere. Respektieren Sie dies bei entsprechenden Feierlichkeiten!
  • In Italien werden Emotionen offen zur Schau gestellt. Gefühlsausbrüche eines italienischen Geschäftsführers sind daher auch keine Seltenheit. Aber keine Sorge, dies hat keine Konsequenzen für die Beziehung zwischen den Betroffenen. Nach der emotionalen Entladung ist alles wieder in Ordnung.
  • Zum Small Talk: Wundern Sie sich nicht, wenn es vor einem wichtigen Meeting zunächst um z. B. Kosmetikprodukte oder die aktuelle Mode geht. Das ist keinesfalls unprofessionell, sondern trifft vielmehr das Interesse der meisten Italiener.

Interkulturelles Training Italien | zusätzliche Artikel zu Italien

Dieser Artikel gibt einen ersten Einblick in das Thema „Doing Business in Italien“. Zur Vertiefung empfehlen wir Ihnen ein entsprechendes Interkulturelles Training!

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Italien.

Lesetipps rund um interkulturelle Trainings und Italien

1 Baudysova, Lenka [2010]: „Managing Diversity: Interkulturelles und Gender Training als Ausgangspunkte für Diversity Training“, Saarbrücken: VDM Verlag

2 Kuntze, Christian A. [2013]: „Interkulturelles Training: Vorbereitungsmaßnahmen deutscher Mitarbeiter für den Auslandseinsatz“, Saarbrücken: VDM Verlag

3 Köppel, Petra [2003]: „Kulturerfassungsansätze und ihre Integration in interkulturelle Trainings“, Norderstedt: BoD – Books on Demand

4 Schwartz, Annika [2012]: „Interkulturelle Teams: Die Wirksamkeit interkultureller Trainings zur Verbesserung der Zusammenarbeit interkultureller Teams“, AV Akademikerverlag

5 Metzner, Christian [2005]: „Deutsche Kulturstandards als Gegenstand interkultureller Trainings für ausländische Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen“, Diplomarbeiten Agentur


Über Sophie Humpisch

Ich habe Wirtschaftskommunikation und Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz studiert. Im Zuge meiner akademischen Ausbildung war ich selbst über einen langen Zeitraum im Ausland und habe interkulturelle Unterschiede am eigenen Leib erfahren. Seit April 2014 bin ich bei Eidam & Partner für die Betreuung und Akquise neuer Fachexperten verantwortlich. Unser Unternehmen ist ein weltweiter Anbieter von Interkulturellem Training, Coaching, eLearning und Consulting für mehr als 80 Zielländer. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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