Wie sieht strategisches Management in China aus? Wie wird im Reich der Mitte mit Problemen umgegangen? Unser Beitrag bringt Licht ins Dunkel und hilft Ihnen, Ihre Zusammenarbeit mit Chinesen und Chinesinnen stressfreier zu gestalten.
Sie erfahren unter anderem, warum Chinesen eher Taktiker als Strategen sind, was die Kulturrevolution damit zu tun hat und warum sich Flexibilität trotz Planung auszahlt.
Die chinesische und die deutsche Art der Strategieentwicklung für die Lösung von Problemen unterscheidet sich grundlegend. In China wird ein Problem eher als temporär bzw. vorübergehend angesehen und mögliche Lösungsstrategien werden erst dann entwickelt, wenn das Problem bereits aufgetreten ist. Als mögliche Ursache dieses Verhaltens lässt sich z.B. die Kulturrevolution ansehen, da aufgrund sich ständig ändernder Umstände eine langfristige, zukunftsorientierte Konzeption nicht möglich war. Chinesen geben daher eher dem taktischen Handeln als dem strategischen und vorausschauenden Planen den Vorzug.
In Deutschland hingegen bevorzugt man tendenziell eher eine langfristige strategische Planung mit gut strukturierten Abläufen. Dabei wird nach der Devise „Probleme haben Vorrang“ gearbeitet. Aus diesen Umständen resultieren auch die unterschiedlichen Herangehensweisen zur Problemlösung. In China wird oftmals das Problem von allen Seiten betrachtet, zahlreiche Randaspekte werden mit einbezogen und das Problem wird schließlich eingekreist. Hierzulande hingegen fokussiert man häufig den Kern des Problems und versucht auf schnellstmöglichem Weg, eine Lösung für diese Angelegenheit zu finden.
Dementsprechend unterscheidet sich auch das Zeitkonzept der Chinesen von dem unseren. Die mitunter ungenaue strategische Wirtschaftsplanung sowie die Nachlässigkeit gegenüber Deadlines werden von Außenstehenden als Nachteil der chinesischen Arbeitskultur gesehen. Daraus resultieren selbstverständlich bestimmte Handlungen des Managements, die diesen Kulturunterschied ausgleichen müssen. Demnach herrscht in einem chinesischen Betrieb häufig ein besonderer Bedarf an der Verfolgung und Kontrolle der vom Unternehmen gesteckten Ziele.
Planung vs. Flexibilität
Da Problemlösung und Planung meist aufeinander aufbauen, lassen sich auch hier kulturelle Unterschiede herausstellen. Während Deutsche dazu tendieren, potenziell auftretende Konflikte bereits beim Aufsetzen eines Projektes zu minimieren, steht in China anfangs meist nur die grobe Planung der ersten Schritte.
Der unterschiedliche Umgang mit Zeit und Aufgaben birgt dabei einige markante Differenzen, auf die Sie sich in der Zusammenarbeit mit chinesischen Kollegen einstellen sollten. So wird in Deutschland eher eine problemlösungsorientierte Planung angestrebt, um einen reibungslosen Ablauf der linear abzuarbeitenden Schritte garantieren zu können. In China hingegen stellen Pläne meist nur eine grobe Orientierung dar. Flexibles Handeln und Abweichungen gehen dort mit der eher synchronen Aufgabenbearbeitung besser einher.
In Deutschland und China herrscht außerdem ein sehr unterschiedliches Verständnis vor, wann Entscheidungen zu treffen sind und von wem. Das deutsche Management folgt dabei der Logik, möglichst viele Entscheidungen durch funktionale Regelsysteme zu regulieren. Dabei besteht nur bei außergewöhnlichen oder neuen Fällen Entscheidungsbedarf. Als Entscheidungsträger dienen die zuständigen Funktionsträger. In China hingegen wird meist dann eine Entscheidung herbeigeführt, wenn die Situation dem entspricht und ein Entscheidungsbedarf wahrgenommen wird.
Wichtige Entscheidungen werden in China gern in Gremien getroffen, da nur ungern einzelne Leute die Verantwortung übernehmen. Das setzt einen umfassenden Abstimmungsprozess in Gang, welcher von den Positionsinhabern dominiert wird. Das bedeutet, in China spielen Macht, Einfluss sowie politisch-strategische Faktoren eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung. In unserer Heimat hingegen sind es überwiegend Sachverstand und Fachaspekte.
Interkulturelles Training China | zusätzliche Artikel zu China
Da dieser Artikel lediglich ein erster Einblick in das Thema „Doing Business in China“ sein kann, empfehlen wir Ihnen gern für vertiefende Informationen unser Interkulturelles Training zu China!
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Lesetipps rund um interkulturelle Trainings und China
1 Götz, Klaus: „Interkulturelles Lernen/Interkulturelles Training [Managementkonzepte]“, München/Mering: Rainer Hampp Verlag
2 Karasjew, Michael: „Entwicklung interkultureller Kompetenz in der betrieblichen Weiterbildung: Interkulturelle Trainings und Methoden“, Norderstedt: GRIN Verlag
3 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D.: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.
4 Mazziotta, Agostino: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag
5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.