Geschäftsessen + Esskultur in China – Teil 1

Wenn man über China und Essgewohnheiten spricht, hört man häufig das Vorurteil, dass dort sogar Hunde und Katzen gegessen werden. Dies trifft jedoch nur auf eine bestimmte Region Chinas zu. Denn betrachtet man das Land der Mitte im Ganzen, weist dieses eine große kulinarische Vielfalt auf. In dem heutigen sowie dem folgenden Blogbeitrag möchten wir Ihnen eine kurze Einführung in die chinesischen Essgewohnheiten sowie nützliche Tipps für Ihr Geschäftsessen vor Ort geben.

Ausländische Geschäftspartner werden in China oftmals sehr gern zu Restaurantbesuchen oder Banketten eingeladen. Das dient zum einen dazu, dem Gast eine besondere Ehrerbietung zu erweisen sowie zum anderen, die Spannungen, welche in Verhandlungen auftreten könnten, zu mildern. Beim Essen werden den Gästen dann alle kulinarischen Spezialitäten des Landes offeriert, auf welche die Gastgeber in der Regel sehr stolz sind. Häufig werden für das Essen hohe Geldsummen ausgegeben, denn Ihr chinesischer Gastgeber repräsentiert damit Prestige, gesellschaftlichen Status, Wohlstand und Macht.

Besonders am Abend nach einem Meeting ist es sehr wahrscheinlich,Geschäftsessen in China, Esskultur in China, Interkulturelles Training China, Guan Xi, Essstäbchen dass sich ein Restaurantbesuch anschließt. Die westlichen Annehmlichkeiten eines gehobenen Restaurants werden Sie vermutlich jedoch dort nicht finden. Gedämpftes Reden oder Kerzenlicht sind hier eher ein Fremdwort. Als Gast werden Sie beim Essen in aller Regel gegenüber der Tür platziert und neben Ihnen wird der wichtigste Verhandlungspartner oder Delegationsführer Platz nehmen. Je weiter ein Delegationsmitglied beim Essen von Ihnen entfernt sitzt, desto weniger Entscheidungsbefugnis und Relevanz hat dieser für die entsprechenden Verhandlungen. Oftmals ist es auch so, dass jeder Gast aus dem Ausland einen chinesischen Sitznachbarn bekommt.

Auch der Ablauf des Essens erfolgt anders als in Deutschland. Zunächst einmal bekommt nicht jede Person einen eigenen Teller und wählt selbständig ein Gericht. Vielmehr wird eine bestimmte Anzahl an Gerichten gewählt, von denen sich dann jeder Gast selbst bedienen kann, um davon zu probieren. Der Gast erhält lediglich vorab eine kleine Schale und Stäbchen zum Essen.

Quallenstreifen, Skorpion und Schildkröte

Die Speisen sind dabei stets so ausgewählt, dass selbst der hungrigste Gast sie nicht bewältigen könnte. Für beispielsweise acht Personen werden ca. zehn bis zwölf Gerichte bestellt. Man möchte dem Gast auf diese Weise die größtmögliche Wertschätzung entgegen bringen und wählt daher nur die schmackhaftesten Delikatessen. Das Essen beginnt meist mit einem kalten Gericht wie z. B. Quallenstreifen mit Sojasoße an Sesam. Anschließend folgen die warmen Speisen. Skorpion und Schildkröte sind dabei keine Seltenheit. Stellen Sie sich daher ruhig darauf ein, allerlei Exotisches zu probieren. Außerdem sollten Sie die Speisen immer positiv kommentieren; allerdings nicht zu überschwänglich, sonst haben Sie umgehend eine neue Portion auf Ihrem Teller. Bei feierlichen Anlässen werden übrigens zu Beginn lediglich hochwertige Speisen wie Fleisch, Fisch und Gemüse angeboten. Reis wird meist erst dann serviert, wenn bereits alle gesättigt sind.

Sehr wichtig für Ihr chinesisches Essen sind auch die Essstäbchen, zumal Chinesen sehr viele Dinge, sogar Suppen, mit diesem Hilfsmittel konsumieren. Legen Sie diese bitte nicht parallel auf die Schale und stecken Sie diese auch keinesfalls senkrecht in den Reis. Das bedeutet nämlich, dass jemand gestorben ist oder demnächst sterben wird.

Geschäftsessen in China, Esskultur in China, Interkulturelles Training China, Guan Xi, EssstäbchenBedenken Sie zudem, dass das Essen in China eine sehr weitreichende Bedeutung hat. Es dient ganz wesentlich dem Aufbau von Guan Xi, also einer vertrauensvollen Beziehung, welche für Ihre Geschäftskontakte unerlässlich sind. Da Sie als Eingeladener jegliche Speisen probieren sollten, wäre es von Vorteil, wenn Sie Ihre Kapazitäten gut einteilen. Wichtig ist dabei, dass Sie möglichst alles probieren, was Ihnen angeboten wird. Es wäre eine grobe Beleidigung, nicht wenigstens einmal alles probiert zu haben. Wenn Sie etwas jedoch nicht mögen sollten, lassen Sie es einfach am Tellerrand liegen und Ihr chinesischer Partner wird dies akzeptieren. Weiterhin sollten Sie damit rechnen, dass Ihr Gastgeber Ihnen, sobald Ihr Teller leer ist, nur allzu gern einen Nachschlag gibt. Wenn Sie wirklich satt sind, sollten Sie einen kleinen Rest übrig lassen. Andernfalls bedeutet das: Sie haben noch Hunger.

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu China

Auch in unserem Blog-Beitrag in der kommenden Woche erhalten Sie weitere nützliche Hinweise für Ihr Verhalten bei einem Geschäftsessen in China. Im Zuge dessen empfehlen wir Ihnen für Ihre Kundenkontakte, Projekte sowie Verhandlungen unser Interkulturelles Training China von Eidam & Partner.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland China.

Literaturempfehlungen rund um interkulturelle Trainings und das Zielland China

1 Götz, Klaus [2010]: „Interkulturelles Lernen/Interkulturelles Training [Managementkonzepte]“, München/Mering: Rainer Hampp Verlag

2 Karasjew, Michael [2014]: „Entwicklung interkultureller Kompetenz in der betrieblichen Weiterbildung: Interkulturelle Trainings und Methoden“, Norderstedt: GRIN Verlag

3 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

4 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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