Geschäftsessen + Esskultur in China – Teil 2

Nachdem wir Ihnen in der vergangenen Woche bereits erste Informationen zum Thema Geschäftsessen in China vermittelt haben, möchten wir Ihnen diese Woche weitere Etikette-Tipps mit auf den Weg geben. Sie erfahren deshalb u.a., mit welchen chinesischen Tischsitten Sie rechnen sollten sowie was bei Trinksprüchen zu beachten ist.

Bei Ihrem Restaurantbesuch hat Small Talk eine große Bedeutung. Denn ein Geschäftsessen gilt nicht nur der reinen Gaumenfreude, sondern soll auch das berühmte Guan Xi, also eine vertrauensvolle Beziehung, aufbauen. Es kann Ihnen durchaus passieren, dass Sie während eines Geschäftsessens keine Minute über Ihr berufliches Anliegen sprechen werden. Es mag Ihnen dann so erscheinen, als ob Sie durch das Essen kein Stück vorwärts gekommen sind. Bitte täuschen Sie sich da nicht! Ein gemeinsamer Restaurantbesuch dient vielmehr dazu, sich besser kennenzulernen, dem Partner seine Wertschätzung und Wichtigkeit zu demonstrieren sowie eine verlässliche Beziehung aufzubauen. Geschäftsthemen sollten daher nur dann beim Essen von Ihnen besprochen werden, wenn Ihr chinesisches Gegenüber damit beginnt!

Selbstverständlich wird in China zum Essen auch getrunken. Anfangs wird sicherlich noch Jasmin- oder grüner Tee gereicht, später aber auch alkoholische Getränke. Zum Essen wird häufig auch Bier serviert. Trinksprüche erfreuen sich in China besonderer Beliebtheit. Es könnte also auch passieren, dass Sie aufgefordert werden, einen Toast auszusprechen. Mit dem Trinkspruch „Peng“ werden Sie zum Anstoßen aufgefordert, bei „Gan Bei“, was in etwa „auf ex“ bedeutet, wird das Glas wiederum komplett ausgetrunken und mit dem Boden nach oben auf den Tisch gestellt. Zu fortgesGeschäftsessen in China, Esskultur in China, Interkulturelles Training China, Guan Xi, Trinkspruchchrittener Stunde werden dann auch stärkere Schnäpse serviert. Versuchen Sie möglichst mitzutrinken, um ein gutes Guan Xi aufzubauen!

Eine beliebte Beschäftigung während des Essens ist Rauchen. Häufig kommt es vor, dass allen Gästen Zigaretten angeboten werden, wobei es die Höflichkeit gebietet, mitzurauchen. Im Gegenzug sollten Sie auch Zigaretten oder noch besser Zigarillos anbieten. Letztere sind in China oftmals sehr teuer, weshalb diese Geste als besondere Wertschätzung Ihres chinesischen Partners verstanden wird.

Rülpsen, Schlürfen, Schmatzen

Ein Dessert im klassischen Sinne gibt es in China meist nicht. In vielen Fällen wird als letzter Gang Obst angeboten, was gleichzeitig die Beendigung des Abends bedeutet und dass das Restaurant bald die Rechnung bringen wird. Grundsätzlich gilt, dass bei Geschäftsessen der Gastgeber zahlt. Trifft man sich spontan und beschließt zusammen zu speisen, so wird ein höflicher Streit darüber geführt, wer bezahlen darf. Trinkgeld galt in China lange Zeit als eine grobe Beleidigung. Mittlerweile ist es jedoch in vielen größeren Städten üblich geworden, den unterbezahlten Kellnerinnen Trinkgeld zu geben. Bei einem Geschäftsessen ist es dennoch nicht die Regel.

Insbesondere bei einem Restaurantbesuch sollte man als ausländischer Geschäftsmann zahlreiche Besonderheiten beachten. Dabei sind die chinesischen Tischsitten – für unsere Verhältnisse – zunächst ungewöhnlich. Rülpsen, Schlürfen, Schmatzen und Kleckern sind in China keine Fauxpas, sondern gehören dazu. Diese gelten nicht als unanständige Geste, sondern zeigen, dass es dem Gast schmeckt. Bei Geschäftsessen ist es jedoch ratsam, keine lauten Essgeräusche von sich zu geben.

In China ist es demnach völlig unvermeidbar, dass die Tischdecke hinterher auch entsprechend aussieht. Scheuen Sie sich also nicht, Speisereste wie Gräten oder Knochen als auch die Stäbchen ganz ungeniert auf den Tisch zu legen. Auch wenn beispielsweise Schmatzen, Kleckern und Schlürfen in China als normal angesehen werden, so sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Sie sich am Tisch nicht die Nase putzen, denn das wird nicht besonders gern gesehen. Dies gilt in China nämlich als äußerst unhöflich und rücksichtslos. Gehen Sie dazu lieber auf die Toilette, wenn Sie es nicht vermeiden können.

Geschäftsessen in China, Esskultur in China, Interkulturelles Training China, Guan Xi, TrinkspruchMöchten Sie einmal Ihre chinesischen Geschäftspartner in Deutschland einladen, so müssen Sie einige Dinge beachten. Sie sollten in jedem Fall alle Arten von Milchprodukten meiden, da diese für die meisten Chinesen schwer verdaulich sind. Auch das typisch deftige deutsche Essen ist für Chinesen eher gewöhnungsbedürftig. Die beste Wahl wäre noch der Besuch eines Chinarestaurants. Allerdings besteht die Gefahr, dass Ihr chinesischer Geschäftspartner diesen als eine Enttäuschung erlebt, da viele chinesische Restaurants in Deutschland der Raffinesse der ursprünglichen Küche nicht entsprechen. Berücksichtigen Sie daher bei der Auswahl des Chinarestaurants Empfehlungen zur Qualität und Originalität der Küche.

Interkulturelles Training China | zusätzliche Artikel zu China

Damit endet nun unsere zweiteilige Reihe zur Esskultur in China. Für vertiefende Informationen, z.B. wenn Sie für längere Zeit nach China entsandt werden, möchten wir Ihnen unser Interkulturelles Training über China empfehlen.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland China.

Lesetipps rund um interkulturelle Trainings und China

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Mazziotta, Agostino [2016]: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89

5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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