Geschäfts­essen in Japan: Teil 1

Die japanische Küche fasziniert, bringt aber auch einige Besonderheiten mit sich, welche mitunter Auswirkungen auf Ihr Geschäftsessen haben können. Was es z.B. beim Umgang mit Essstäbchen in Japan zu beachten gilt, erfahren Sie in Teil 1 unserer zweiteiligen Reihe zum Thema Geschäftsessen in Japan.

Besucher sind von der japanischen Küche oftmals fasziniert – und von Zeit zu Zeit auch etwas eingeschüchtert. Deutsche tendieren dazu, das Essen auf dem Archipel auf Sushi zu begrenzen. Diese Einschätzung ist jedoch schlichtweg falsch – die Speisen sind weitaus vielfältiger als hierzulande angenommen.

Frisch und gesund: Reis, Gemüse, Fisch und Eier sind die vier Grundelemente der Ernährung. Damit ist das japanische Essen grundsätzlich leicht bekömmlich. Möglicherweise werden Sie aber auch Gerichten begegnen, die einem durchaus auf den Magen schlagen können und gewöhnungsbedürftig erscheinen. Zum Beispiel wird das beliebte „Natto“ von Fremden als „vergorener, schleimartiger Sojabohnen-Brei“ beschrieben.

Die Menschen im Land des Lächelns sind nicht nur sehr Stolz auf ihre traditionelle Küche, sondern auch auf die über Jahrhunderte hinweg überlieferten Essgewohnheiten. Diese unterscheiden sich vollständig von den Tischsitten in westlichen Staaten; sogar im Vergleich zu benachbarten Ländern wie China oder Korea lassen sich Differenzen feststellen.

Was gibt es bei Tisch nun konkret zu beachten? Viele Japaner sind selbst zu formgewandt, um einem Gast einen Verstoß gegen die Etikette nachzutragen oder ihn etwas davon spüren zu lassen. Jedoch gilt es als äußerst unhöflich, sich nicht anzupassen und die örtlichen Gepflogenheiten nicht anzunehmen. Zudem erwecken Sie mit einem Fauxpas auch einen unkultivierten Eindruck – was es selbstverständlich zu vermeiden gilt. Hier nun einige grundlegende Hinweise für Ihre kulinarischen Ausflüge in Japan:

Zashiki-Platz und hierarchische Sitzordnung

Für das Mahl gibt es in Japan zwei wichtige Redewendungen: Zu Beginn sagt man „itadaki-masu“ – „ich nehme dankbar an“. Nach dem Essen heißt es „go-schiso-sama deshita“ – „ich wurde beschenkt/es war ein köstliches Essen“. In japanischen Restaurants gibt es des Weiteren oftmals einige westliche Sitzplätze mit entsprechenden Tischen und Stühlen, einen Tresen sowie traditionelle Zashiki-Plätze. Ein Zashiki-Platz besteht dabei aus einer niedrigen Holz-Plattform mit Geschäftsessen in Japan, Essstäbchen, Sitzordnung, Interkulturelles Training JapanTatami-Matten und einem niedrigen Tisch. Dabei sitzt man klassisch auf einem Kissen.

Wenn man eingeladen wird, finden die gemeinsamen Essen meist in einem Extra-Raum statt. Hier herrscht eine streng hierarchische Sitzordnung: Die Gastgeber sitzen mit dem Rücken zur Tür, die Gäste ihnen gegenüber. Der ranghöchste Gast sitzt zudem am weitesten von der Tür entfernt. Kleiden Sie sich dabei immer dem Anlass entsprechend! Übrigens werden auch in Gasthöfen die Schuhe ausgezogen, also achten Sie bitte auf Ihre Socken.

Gegessen wird in Japan nicht mit Messer und Gabel, sondern mit zwei Essstäbchen. Die japanischen Exemplare sind dabei kürzer und spitzer als die chinesische Variante, aus Holz und zum Teil farbig lackiert. Das Essen mit den Stäbchen ist ein wichtiger Teil der Tischetikette. Japaner setzen zwar nicht voraus, dass Ausländer mit den Stäbchen essen können – sie sind aber umso mehr beeindruckt, wenn man ihnen das Gegenteil beweist.

Der Umgang mit den Stäbchen

Bitte vermeiden Sie hierbei jedoch folgende Fettnäpfchen: Berühren Sie kein Essen auf den Stäbchen eines anderen mit Ihren eigenen Stäbchen. Spießen Sie außerdem kein Essen mit den Stäbchen auf. Gestikulieren Sie auch nicht mit den Stäbchen und wedeln Sie nicht mit ihnen durch die Luft. Schieben Sie mit den Stäbchen ebenfalls keine Dinge auf dem Tisch herum und legen Sie diese, wenn Sie sie nicht mehr benötigen sollten, ordentlich auf die passenden Halter.

Die deutsche Sitte, nur das zu zahlen, was man selbst verzehrt hat, ist in Japan übrigens äußerst unüblich. Bei geselligen Anlässen mit Kollegen übernimmt meist der Ranghöchste die Kosten. Unter Freunden wird entweder die Rechnung durch alle Anwesenden geteilt oder aber einer zahlt komplett. Trinkgeld ist in Japan nicht üblich. Im Gegenteil: Es kann für einen stolzen Japaner sogar eine Beleidigung sein. Wollen Sie im privaten Rahmen Trinkgeld geben [z.B. für einen Babysitter] oder Geldgeschenke machen, überreichen Sie die Scheine immer in einem Umschlag oder eingewickelt in Papier.

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training Japan + zusätzliche Artikel

Im 2. Teil dieses Beitrags erhalten Sie weitere nützliche Hinweise für Ihr Verhalten bei Geschäftsessen in Japan. Im Zuge dessen empfehlen wir Ihnen für Ihre Kunden-Meetings, Projekte sowie Verhandlungen unser Interkulturelles Training Japan von Eidam & Partner.

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Japan.

Literaturtipps rund um interkulturelle Trainings und das Zielland Japan

1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Knapp, Karlfried [1995]: „Interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als Qualifikationsmerkmal für die Wirtschaft“, in: Bolten, Jürgen [Hrsg.]: „Cross Culture – interkulturelles Handeln in der Wirtschaft“, Sternenfels/Berlin: Verlag Wissenschaft [&] Praxis, 8-23.

3 Kainzbauer, Astrid [2002]: „Kultur im interkulturellen Training. Der Einfluss von kulturellen Unterschieden in Lehr- und Lernprozessen an den Beispielen Deutschland und Grossbritannien“, Frankfurt a. M./London: IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation.

4 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.

5 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89.


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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