Eine Fülle von Restaurants, eine ausgeprägte Teekultur und die besondere Rolle des Reises sind Merkmale der japanischen Esskultur. Auch im 2. Teil unserer Reihe möchten wir Ihnen einige Besonderheiten näher bringen und aufzeigen, wie Sie unangenehme Fettnäpfchen gekonnt vermeiden.
Da es beim Geschäftsessen nicht nur um Speisen geht, sondern auch Getränke eine Rolle spielen, möchten wir auch hierauf einen kurzen Blick werfen. Die traditionellen Getränke in Japan sind Grüner Tee und Sake. Beide haben eine lange Geschichte und werden hoch geschätzt. Im Sommer werden sie kalt, im Winter heiß getrunken. Egal ob bei privaten Besuchen oder im Restaurant – Gästen wird grundsätzlich Grüner Tee eingeschenkt. Dieser gehört einfach zum Service, in den Lokalen wird kein Geld dafür verlangt. Man trinkt ihn ohne Zucker, Milch oder Zitrone.
Grüner Tee ist dabei in drei verschiedenen Qualitäten erhältlich – diese hängen von der Erntezeit ab. Die Teezeremonie ist der absolute Höhepunkt der Wertschätzung dieses klassischen Getränks. Sake ist wiederum eng mit dem Shintoismus verbunden, er gehört bei einigen Zeremonien unabdingbar dazu. Einer Legende nach sollen die Japaner das Rezept für den Reiswein direkt von den Göttern erhalten haben. Es gibt ca. 4.000 verschiedene Sorten in unterschiedlichen Qualitäten. In der Flasche hält sich Sake einige Monate – er wird aber im Gegensatz zum Wein aus Trauben mit der Zeit nicht besser.
Wie im ersten Teil unserer Reihe zum Thema Geschäftsessen in Japan, möchten wir Ihnen auch diese Woche noch einige konkrete Tipps für Ihr Geschäftsessen mit auf den Weg geben:
In den meisten Restaurants wird Ihnen zu Beginn ein „oshibori“ angeboten – ein kleines, feuchtes Baumwoll- oder Papiertuch. Damit wischt man sich die Hände ab, nicht das Gesicht oder den Hals. Danach legen Sie das Tuch auf den Tisch, man kann sich später daran die Finger abtupfen. Wichtig: Niemals mit dem Tuch die Nase putzen!
Dem Reis gilt besonderer Respekt
Japaner empfinden gegenüber Reis einen besonderen Respekt. Daher gilt es, die folgenden Grundsätze unbedingt zu berücksichtigen:
- Übergießen Sie den Reis nicht mit Soße.
- Essen Sie den Reis immer auf.
- Essen Sie ihn immer direkt aus der dafür vorgesehenen Schüssel.
- Essen Sie immer mehr als eine Schüssel Reis – diese Menge wird den Toten dargeboten. Tipp bei wenig Hunger: Lassen Sie sich die erste Schüssel nur halb befüllen.
- Stecken Sie die Stäbchen niemals senkrecht in die Reisschüssel – so bekommen die Verstorbenen ihn auf dem Hausaltar serviert.
- Bei Menüs wird der Reis erst am Ende verspeist, zusammen mit eingelegtem Gemüse.
Suppen werden in Japan mit Genuss geschlürft: Die Suppen-Schale darf an den Mund gehoben und die Flüssigkeit direkt aus der Schüssel getrunken werden. Für das dabei entstehende Schlürf-Geräusch brauchen Sie sich nicht zu schämen, dies wird in Japan nicht als schlechtes Benehmen angesehen. Feste Bestandteile werden hierbei mit den Stäbchen aufgenommen.
Beginnen Sie nicht gleich mit dem Essen, sobald die Suppe auf dem Tisch steht, sondern orientieren Sie sich an Ihrem japanischen Gegenüber. Beachten Sie hierbei, dass in Nippon Suppen nicht immer eine Vorspeise sind und durchaus auch zwischendurch verspeist werden. Außerdem gilt: Alle Anwesenden beginnen gleichzeitig zu essen.
Sich selbst einschenken: Go oder No-Go?
Kleine Teller und Schüsseln können Sie aufnehmen und in Brusthöhe halten. Es ist jedoch verpönt, das Essen mit den Stäbchen direkt von der Schale in den Mund zu schieben. Nehmen Sie kein Essen mit Ihren eigenen Stäbchen von gemeinsamen Platten, hierfür gibt es separate Servier-Stäbchen oder -Löffel. Legen Sie sich damit einige Happen auf Ihren eigenen kleinen Teller. Nachdem Sie einen Bissen von der jeweiligen Speise genommen haben, tun Sie das restliche Stück auf den Teller zurück und nehmen es erst für den nächsten Bissen wieder auf.
In Gesellschaft ist es übrigens nicht üblich, sich selbst einzuschenken – man schenkt sich gegenseitig nach. Wird Ihnen etwas eingegossen, heben Sie das Glas oder die Schale hoch und halten Sie diese Ihrem Gegenüber entgegen. Diese Sitte fördert das Miteinander und man ist ständig mit den anderen in Kontakt. Mit Bier- oder Whiskey-Gläsern kann man durchaus anstoßen, Sake-Schalen werden hingegen nur zum Toast erhoben.
Zusätzliche Infos: interkulturelles Training + weitere Artikel zu Japan
Damit endet nun unsere zweiteilige Reihe zur Esskultur in Japan. Für vertiefende Informationen, z.B. wenn Sie für längere Zeit nach Japan entsandt werden oder Projekte mit Japanern bearbeiten, möchten wir Ihnen unser Interkulturelles Training zu Japan empfehlen. Zum ersten Teil dieser Reihe gelangen Sie hier.
Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Japan.
Literaturtipps zu interkulturellen Trainings
1 Herbrand, Frank [2002]: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.
2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa [2020]: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag
3 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.
4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker [1994]: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89
5 Metzner, Christian [2005]: „Deutsche Kulturstandards als Gegenstand interkultureller Trainings für ausländische Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen“, Diplomarbeiten Agentur