Kritik äußern in Indien

Das Thema „Kritik äußern“ ist bei interkulturellen Kontakten oft besonders schwierig, da man sich ohne Hintergrundwissen zum jeweiligen Zielland sehr schnell „im Ton“ vergreift. Heute möchte ich Ihnen daher einige Tipps und Tricks zum Äußern von Kritik in Indien geben.

Der Kommunikationsstil in Indien ist eher indirekt. Sprich: Negative Anmerkungen können, auch wenn sie sachlich gemeint sind, leicht als persönliche Beleidigung aufgefasst werden. Der Vater einer indischen Bekannten sprach beispielsweise neun Monate nicht mit seiner 14-jährigen Tochter, weil sie ihm – bei einer Kleinigkeit – zu deutlich widersprochen hatte.

Kritik sollte demnach immer indirekt, also „durch die Blume“ vermittelt werden. Wie können Sie also vorgehen, wenn Sie in einer Situation Kritik äußern, Feedback geben oder Verbesserungsvorschläge anbringen müssen?

  • Vorab sollten Sie wissen, dass sachliche Kritik in Indien möglich und durchaus erwünscht ist. Ausschlaggebend ist dabei, wie diese kommuniziert wird!
  • Wenn Sie die Möglichkeit haben, delegieren Sie das Äußern von Kritik, z.B. an den indischen Manager Ihrer Firma. Denn das Gros der Inder nimmt von Landsmännern eher Kritik an als von Ausländern. Zudem wird Ihr indischer Kollege sicherlich bessere/indirekte Worte finden.
  • Achten Sie darauf, die Harmonie zwischen allen Beteiligten zu erhalten. Vermeiden Sie daher bitte jegliche Form der öffentlichen Kritik; dies würde einer Entehrung gleichkommen! Bitten Sie stattdessen um ein persönliches Gespräch unter vier Augen.

Nicht mit der Tür ins Haus fallen!

Vor allem wenn Sie einen indirekten Kommunikationsstil nicht gewöhnt sind, sollten Sie sich Zeit lassen, um Ihre Kritik gut zu platzieren!

  • Schaffen Sie vor dem Kritisieren eine positive Grundstimmung und einen „guten Draht“ zu Ihrem Gesprächspartner. Planen Sie außerdem ein, dass es vielleicht mehrerer Gesprächstermine bedarf, ehe Sie Ihre Kritik letztendlich anbringen können. Denn nicht immer hat Ihr indisches Gegenüber auch ein Interkulturelles Training besucht. Es kann daher leider nicht erwartet werden, dass von indischer Seite ebenfalls eine Anpassung bzw. Verständnis für zu direkte Kritik gegeben ist.
  • Zu einer angenehmen Gesprächsatmosphäre trägt es ebenfalls bei, wenn Sie Ihr Gegenüber erst einmal loben. So drücken Sie Ihre Wertschätzung aus. Je kritischer, negativer oder wichtiger eine Nachricht ist, umso mehr Fingerspitzengefühl und Diplomatie benötigen Sie für das Überbringen.
  • Sind Sie erst einmal an dem Punkt, an dem die Kritik ausgesprochen werden soll, angelangt, sollten Sie Ihre Worte abmildern. Sagen Sie beispielsweise statt „das hat mir überhaupt nicht gefallen“ lieber „ich bin nicht wirklich zufrieden“. In den Augen vieler Inder ist die zweite, von mir vorgeschlagene Variante, bereits deutlich genug. Sprich: Sie werden damit ganz bestimmt verstanden, auch wenn Sie nicht die ganz große „verbale Keule“ schwingen.

Erfahren Sie mehr: interkulturelles Training + zusätzliche Artikel zu Indien

Selbstverständlich gibt es zu diesem Thema weitere wichtige Dinge zu beachten. Durch unser Interkulturelles Training Indien bzw. durch ein Interkulturelles Coaching erfahren Sie mehr. Wir freuen uns auf Sie!

Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Indien.

Darf’s etwas zu lesen sein? Literatur zu den Themen „interkulturelles Training“ und das Zielland „Indien“

1 Herbrand, Frank: „Fit für fremde Kulturen. Interkulturelles Training für Führungskräfte“, Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

2 Kempen, Regina/Schumacher, Svenja/Engel, Anna Maria/Hollands, Lisa: „Interkulturelle Trainings planen und durchführen: Grundlagen und Methoden“, Göttingen: Hogrefe-Verlag

3 Mazziotta, Agostino: „Interkulturelle Trainings: Ein wissenschaftlich fundierter und praxisrelevanter Überblick [essentials]“, Wiesbaden: Springer Fachmedien-Verlag

4 Fetscher, Doris/Hinnenkamp, Volker: „Interkulturelles Kommunikationstraining und das Managen der interkulturellen Situation“, in: „Sprache und Literatur“ 74/1, 67-89

5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D.: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.


Über Markus Eidam

Nach meinem insgesamt vierjährigen Aufenthalt in verschiedenen Ländern dieser Welt bin ich seit dem Jahr 2004 Geschäftsführer bei den Auslands-Experten von Eidam & Partner. In jüngeren Jahren habe ich Interkulturelle Kommunikation, Erwachsenenbildung und Psychologie studiert und mich zum Trainer, Coach und Personalfachwirt der IHK ausbilden lassen. Unser Unternehmen bietet Ihnen Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Consulting und eLearning zu 80 Zielländern.
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