Richtige Anrede und Namen in Russland

Namen haben in Russland eine große Bedeutung. Selbst bei einer einfachen Begrüßung – wie „Guten Tag“ oder „Guten Morgen“ – wird, wenn die Person namentlich bekannt ist, in der Regel ihr Name genannt. Erfahren Sie in unserem heutigen Blog-Beitrag, auf was bei der Anrede und dem Gebrauch von russischen Namen geachtet werden sollte und was dies für Ihren Geschäftsalltag in Russland bedeutet.

Russen nutzen eher selten ihren Familiennamen. Er wird höchstens bei der ersten Vorstellung erwähnt. Weit wichtiger ist der so genannte Vatersname. Dieser setzt sich aus dem Vornamen des Vaters mit der entsprechenden Endung – „owitsch“ bzw. „jewitsch“ für eine männliche, und „owna“ bzw. „jewna“ für eine weibliche Person zusammen. Der Vatersname wird nach dem Vornamen genannt.

Doch wie sieht dies konkret aus? Hier ein Beispiel: Nehmen wir an, eine Dame hat den Vornamen Jekaterina, der Name ihrer Familie ist Pawlow, und ihr Vater heißt Iwan. Ihr vollständiger Name würde lauten: Jekaterina Iwanowna Pawlowa. Beachten Sie bitte auch das „a“ am Ende des Familiennamens, das nur weibliche Mitglieder der Familie Pawlow tragen! Hätte Jekaterina einen Bruder Namens Boris, würde er Ihnen folgerichtig als Boris Iwanowitsch Pawlow vorgestellt werden.

Ein „per du“ ist unüblich

Bei der Begrüßung von Jekaterina durch eine Kollegin oder Bekannte, wird diese höchstwahrscheinlich sagen: „Dobri den, Jekaterina Iwanowna“. Gute Freunde sprechen sich mittlerweile auch nur mit dem Vornamen an. Ein „per du“ in Russland ist auf geschäftlicher Ebene jedoch kaum gebräuchlich.Interkulturelles Training, Interkulturelles Training Russland, Russland, Anrede, Namen

Im modernen Russland verliert der Vatersname langsam an Bedeutung. Mittlerweile wird auch die Anrede „Sie + Vorname“ gängig. Das „Du“ wird schneller verwendet als es noch vor wenigen Jahren üblich war, wobei es selten direkt angeboten wird. Es entwickelt sich vielmehr während eines Gesprächs, meist in geselliger Runde. Ganz vergessen ist der Vatersname aber nicht! Bei offiziellen Vorstellungen und Anlässen ist dessen Nutzung weiterhin üblich.

Die Verwendung von „gospodin“ [Herr] oder „gosposcha“ [Frau, eigentlich: „Herrin“] plus Nachname war bis vor wenigen Jahren verpönt. Der Grund: Diese Anrede ließ sich allzu sehr mit einer Herrschaft im Sinne von adelig verbinden und damit eindeutig dem „Klassenfeind“ zuordnen. Deshalb wurde in der Sowjetunion die Bezeichnung „towarisch“ [Genosse] als Titel verwendet.

Gosposcha Merkel

Mittlerweile beginnt man in Russland jedoch, sich diesbezüglich an westliche Gepflogenheiten anzupassen. So wird beispielsweise unsere Bundeskanzlerin bei offiziellen Anlässen mit Sicherheit als „gosposcha Merkel“ vorgestellt. Auch Ihnen wird zu Beginn wahrscheinlich die Anrede „gospodin/gosposcha + Nachname“ zuteil werden. Das hat zum einen den Grund, dass der Name Ihres Vaters dem Gesprächspartner unbekannt ist, zum anderen, weil er sich nicht traut, Sie beim Vornamen zu nennen. Umschifft wird dieser peinliche Moment oftmals damit, dass sich Ihr Gesprächspartner mit seinem Vornamen vorstellt. Dann können Sie mit der Anrede „Sie + Vorname“ fortfahren.

Übrigens lernen Sie die Namen Ihrer Geschäftspartner am schnellsten, wenn Sie sich die Mühe machen und die in Russland allgegenwärtigen Visitenkarten studieren. Es lohnt sich, denn auf Höflichkeit und die korrekte Anrede wird viel Wert gelegt. Das gilt übrigens nicht nur für den geschäftlichen Bereich! Überlegen Sie sich zudem einmal, wie man Sie in Russland nennen würde. Mit deutschen Namen klingt eine Anrede auf Russisch vielleicht etwas seltsam, aber scheuen Sie nicht davor zurück, sich „vollständig“ vorzustellen. Das dürfte Ihnen ebenfalls Anerkennung für Ihre guten Kenntnisse russischer Umgangsformen einbringen.

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Unter folgendem Link finden Sie zudem all unsere Artikel zu Russland.

Darf’s etwas zu lesen sein? Literatur zu den Themen „interkulturelles Training“ und „Russland“

1 Baudysova, Lenka [2010]: „Managing Diversity: Interkulturelles und Gender Training als Ausgangspunkte für Diversity Training“, Saarbrücken: VDM Verlag

2 Kuntze, Christian A. [2013]: „Interkulturelles Training: Vorbereitungsmaßnahmen deutscher Mitarbeiter für den Auslandseinsatz“, Saarbrücken: VDM Verlag

3 Köppel, Petra [2003]: „Kulturerfassungsansätze und ihre Integration in interkulturelle Trainings“, Norderstedt: BoD – Books on Demand

4 Schwartz, Annika [2012]: „Interkulturelle Teams: Die Wirksamkeit interkultureller Trainings zur Verbesserung der Zusammenarbeit interkultureller Teams“, AV Akademikerverlag

5 Metzner, Christian [2005]: „Deutsche Kulturstandards als Gegenstand interkultureller Trainings für ausländische Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen“, Diplomarbeiten Agentur


Über Andreas Riedel

Ich habe Tourismuswirtschaft und Europa-Studien/Kulturwissenschaften studiert. In beiden Fachrichtungen durfte ich mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bereits mit dem Thema Interkulturelle Kommunikation beschäftigen. Seit Februar 2013 bin ich nun Interkultureller Berater bei Eidam & Partner. Unser Unternehmen bietet Ihnen seit dem Jahr 2004 Interkulturelles Training, Interkulturelles Coaching, Entsendungsvorbereitung und eLearning zu 80 Zielländern. Darüber hinaus haben wir uns auch auf viele länderübergreifende Themen spezialisiert.
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