Der Fachkräftemangel ist ein Thema, welches die deutsche Wirtschaft bereits jetzt und auch in den kommenden Jahren besonders beeinflussen wird. Die Kontakte zwischen deutschen Mitarbeitern und Fachkräften aus dem Ausland werden in den nächsten Jahren daher vermutlich von noch größerer Bedeutung sein. Wir möchten Ihnen im heutigen Beitrag eine Einführung zu deutschen Verhaltensweisen geben, welche beim Kontakt mit anderen Kulturen unter Umständen zu Konflikten und Missverständnissen führen können.
Aktuelle Studien belegen, dass in Deutschland der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften in einigen Branchen in den kommenden Jahren weiterhin groß sein wird. Vor allem in technischen Berufen, aber auch im Pflegebereich zeichnet sich dieser Trend zusehend ab. Eine Schlußfolgerung daraus ist u.a., dass die deutsche Wirtschaft auf ausländische Fachkräfte angewiesen sein wird. Wichtige Herkunftsregionen von Fachkräften sind dabei vor allem die Länder der EU, aber auch Nicht-EU-Staaten wie Indien, China und die USA.
Um die Verhaltensweisen anderer Kulturen zu verstehen und diese einordnen zu können, ist es von großer Wichtigkeit, dass Sie sich Ihrer persönlichen kulturellen Werte – also Ihrer eigenen „kulturellen Brille“ – bewusst sind. Nur so können Sie verstehen, welche vermeintlich „typisch“ deutschen Werte beim Kontakt mit Menschen aus anderen Ländern eventuell Probleme verursachen können.
Sequentielle Zeiteinteilung und direkte Kommunikation
Annahmen, wie Deutsche „ticken“, gibt es wie Sand am Meer. Sie gelten im Beruf meist als sachorientiert und rational handelnd, sie orientieren sich häufig an vielen Regeln und Strukturen, Zeit wird meist als kostbar erachtet sowie sequentiell eingeteilt [d.h. Aufgaben werden nacheinander bearbeitet und es gibt Zeitpläne]. Hinzukommt, dass Deutsche verschiedene Bereiche ihres Lebens oft streng voneinander trennen, gern besonders direkt kommunizieren [auch Kritik] sowie meist individualistisch und damit relativ unabhängig von Gruppen sind.
Bitte beachten Sie: Es soll damit auf keinen Fall behauptet werden, dass alle Menschen in der BRD gleich sind – selbstverständlich gibt es viele individuelle Eigenschaften. Die genannten Kulturstandards sollen Ihnen lediglich einen Anhaltspunkt geben, welche grundlegenden Unterschiede zwischen Ihnen und Ihren ausländischen Kollegen sowie Geschäftspartnern bestehen können. Für den Berufsalltag sollten Sie daher folgende Aspekte reflektieren, da diese Annahmen in anderen Kulturen unter Umständen anders gesehen werden:
- Von deutschen Mitarbeitern wird ein selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten erwartet. Bei Problemen informieren Angestellte unaufgefordert den Vorgesetzten und alle anderen beteiligten Personen.
- Strukturen sind besonders wichtig und kommen bei vielen Dingen zum Einsatz; Regeln sind beim Lösen von Problemen beliebt, da sie das Wissen anderer Personen beinhalten.
- Zeitpläne werden meist für mehrere Wochen oder Monate erstellt und möglichst genau eingehalten. Das Handeln wird linear [also aufeinander aufbauend] organisiert.
- Es gibt eine strenge Unterscheidung zwischen Freizeit und Business – im Privaten ist man emotional und beziehungsorientiert; im Beruf eher rational und sachorientiert.
- Eine direkte und offene Kommunikation steht im Mittelpunkt. Außerdem sind Diskussionen wichtig, da sie der Sache dienen.
Wir haben mehr für Sie! Interkulturelles Training + weitere Artikel zu Deutschland
Selbstverständlich bieten wir für Ihre ausländischen Mitarbeiter auch nachhaltige Interkulturelle Trainings zu Deutschland an. Darin erfahren Ihre Kollegen nicht nur Dos and Don’ts, sondern auch die wichtigsten Hintergrundinformationen, u.a. zu Businessthemen wie Mitarbeiterführung, Verhandlungen sowie Hinweise für den Umgang mit Kunden in Deutschland.
Hierbei ist es uns besonders wichtig, dass wir Ihren ausländischen Kollegen eine möglichst einfache Eingewöhnungsphase ermöglichen und ihnen Handlungskompetenz für den Arbeitsalltag vermitteln.
Unter folgendem Link finden Sie alle Artikel zum Zielland Deutschland.
Literaturempfehlungen rund um interkulturelles Training
1 Kumbruck, Christl/Derboven, Wibke [2016]: „Interkulturelles Training: Trainingsmanual zur Förderung interkultureller Kompetenzen in der Arbeit“, Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag
2 Karasjew, Michael [2014]: „Entwicklung interkultureller Kompetenz in der betrieblichen Weiterbildung: Interkulturelle Trainings und Methoden“, Norderstedt: GRIN Verlag
3 Kainzbauer, Astrid [2002]: „Kultur im interkulturellen Training. Der Einfluss von kulturellen Unterschieden in Lehr- und Lernprozessen an den Beispielen Deutschland und Grossbritannien“, Frankfurt a. M./London: IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation.
4 Schwartz, Annika [2012]: „Interkulturelle Teams: Die Wirksamkeit interkultureller Trainings zur Verbesserung der Zusammenarbeit interkultureller Teams“, AV Akademikerverlag
5 Müller-Jacquier, Bernd/ten Thije, Jan D. [2000]: „Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Training und Mediation“, in: Becker-Mrotzek, M./Brünner, G./Cölfen, H. [Hrsg.]: „Linguistische Berufe“, Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang, 39-57.